Jan-Julius hat geschrieben: ↑Montag 5. Mai 2025, 11:16
Kann man irgendwie herausfinden, ob Teile aus der Zeit um 1850 versilbert oder reines Silber sind, wenn keine Punze vorhanden ist?

- es
ist doch eine Punze vorhanden, dabei die wichtigste, entscheidende - für Silber. Die Prüfmarke der Stadt als Garantie. Das, was Du als Punze vermutlich vermisst & meintest (wie 800, 835, 925), also Angaben in 1000er Teilen und auch so gestempelt, das metrische System - das wurde in DE und anderen Ländern halt erst im ausgehenden 19. Jh. eingeführt.
Denn das steckt hinter dem Wort 'Beschau' - da hat ein höhergestellter Meister (gab verschiedene Bezeichnungen auch je nach Gegend bei den Gilden & Zünften) geguckt und geprüft, ob der Silbergehalt stimmte. Was Du nicht gezeigt hast, man aber hier immer sollte: die ganze Rückseite der Löffel oder auch nur eines. Mach doch nochmal Bilder davon dazu bitte.
Denn - da könnte auch noch so eine Zickzacklinie sein, ein Tremolierstich. Auf die Art wurde ggf. ein kleiner Silberspan entnommen und getestet. War alles ok, gab's eben diesen Stempel - lies doch mal dort bei 'Silber in Deutschland vor 1888' (also deutsche Gebiete, den Staat gab es ja so noch nicht) zu dem System als Einstieg
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In den jeweiligen Statuten einer Stadt oder auch größeren Verwaltungseinheit (wie bspw. Herzogtum, Grafschaft, Königreich) waren dann auch z.B. Mindestfeingehalte für Gold und Silber festgeschrieben; ähnlich wie im Münzwesen. Das wurde in der alten Maßeinheit Lot angegeben. Das wurde entweder extra gestempelt oder war in Stadtmarken als Zahl (11, 12, 13 etc.) integriert. Oder aber das Beschauzeichen selbst stand ganz alleine dafür.
Für Kassel - da gab es zur Zeit des Landgrafen Karl (17./18.Jh.) m.W. jedenfalls 13-lötiges Silber, welches durch das Beschauzeichen mit dem Stadtwappen garantiert wurde.. Es gibt eine Textpassage, in der wird erwähnt, dass die Gilde in Kassel auch nach 1831 noch diesen Feingehalt von den Silberschmieden zu verwenden forderte. Aber auch darin ein Hinweis gefunden, dass es dort (wie anderweitig ähnlich) eine Übergangszeit und 'Abweichler' gab. Denn anderenorts war 12-lötiges Silber schon verbreiteter und zum wettbewerbsfähig anbieten zu können, da machte 1 lot weniger Silber in der Legierung preislich schon was aus
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Was Du hier aber zeigst, ist aber doch wohl eine reguläre Stadtmarke; daher würde ich (vorsichtig!) von umgerechnet 812,5/1000 Silberfeingehalt ausgehen. Aber bin sicher, es gibt andere Aktive hier, die über vernünftige, fundierte Literatur und Info verfügen. Wie z.B. ein Buch über 'Goldschmiede Hessens' o.a.. Bisher von mir ist das vor alles nur Annahme. @
Silberpunze z.B. wird sich da bestimmt auch noch zu melden; ist halt nicht ständig anwesend. Das - solltest Du auf jeden Fall für eine richtige Diagnose erstmal auch noch abwarten.
ach so ja - 1849 der Christoph Kumpe als Juwelier, Gold- und Silberarbeiter an anderer Adresse, in der Martinistraße
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und mit in der Liste der anderen Gold- und Silberarbeiter in der Stadt in dem Jahr vorhanden
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Und über (galvanisch) versilberte Artikel im Unterschied dazu werd ich mich an dieser Stelle bestimmt nicht auslassen

- das ist ein ebenso & viel zu weites Feld
Gruß
nux