Wetterfahne Eberkopf 16. JHD oder später ?
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- old gardenman Offline
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Wetterfahne Eberkopf 16. JHD oder später ?
nach ca. 10 Jahren Wartezeit konnte ich heute abend endlich eine uralte Wetterfahne vom Erben des Hofes erwerben.
Die Wetterfahne war auf einer Scheune aus dem späten 16. JHD am Giebel prominent angebracht. Die Scheune wurde im Rahmen der Säkularisierung 1803 an einen örtlichen Landwirt verkauft. Groß und stattliches Gebäude, alle Dachziegel handgestrichene Biberschwänze in Kronendeckung.
Leider wurde das Gebäude nicht sehr sorgsam gepflegt, vor ungefähr acht Jahren eingestürzt. Stand unter Denkmalschutz und war daher für den aktuellen Hofinhaber (reiner Energiewirt = Biogasproduzent) mit seinen riesigen Schleppern nicht nutzbar. Anwesen wurde bewußt nicht gepflegt und jeder hoffte dass das Gebäude möglichst fix einstürzt.
Gehörte bis 1803 zum Kloster Zwiefalten in Oberschwaben. Um 1700 hat das Kloster die Scheune übernommen von einem örtlichen Adelsspross der kinderlos verstorben ist. Daher wohl die jagdliche Darstellung am First.
Stark rostig und mt Einschusslöchern von französischen Besatzungssoldaten versehen. Oder auch schon früher als Zielscheibe missbraucht worden.
Ich will die Wetterfahne nachbauen lassen und möchte gerne wissen welcher Zierrat als Windfang links vom Aufhängestab angebracht war. Es gibt leider keine Photos mit guter Qualität von der Scheune - das war doch immer nur ein Wirtschaftsgebäude.
Ich finde die Wetterfahne passt sehr gut zum Ferienhaus das sehr einsam und ländlich im Wald steht - ursprünglich eine Jagdhütte - jetzt ein großer Bauwagen.
Gemäss Erzählungen von einem Ortskundigen soll die Fahne früher reich verziert gewesen sein - aber er konnte mir nicht sag wie der Zierrat aussah. Halt "verschnörkelt-blumig-saumässig" so hat sich der alte Herr in breitem Schwäbisch ausgedrückt. Zumindest habe ich seine Aussage so verstanden. (bin ja nur ein zugezogener Nachkomme vom Kriegsflüchtling, ursprünglich Riga in Lettland)
Knapp 80cm breit und ca. 29cm hoher Kopf. Stab ist sichtbar handgeschmiedet und gehört zur Fahne dazu.
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Grüße Harry
- Pikki Mee Offline
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- old gardenman Offline
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Wetterfahne stammt aus dem kleinen Ort Zwiefalten - Baach und die Scheune gehörte mal zum Besitz der gleichnamigen Familie v. Baach. Die sind schon im 15.JHD ausgestorben - dann zum Kloster Zwiefalten gekommen.
Und 1803 durch einen Landwirt im Rahmen der Klosterauflösung übernommen. Heutiger Besitzer ist der örtliche Energiebauer den ich namentlich nicht öffentlich nennen mag - schliesslich leben Kunden von mir in dem Ort. Und ich möchte die Kunden weiterhin als Kunden behalten.
Grüße Harry
- Pikki Mee Offline
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- Pikki Mee Offline
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hier das Ergebnis meiner Recherchen zu Deiner (boah eh)- boar-Eber-Wetterfahne:
Das mit dem Alter könnte gut hinkommen, aber sie steht vermutlich nicht in irgendeiner Verbindung mit einem Wappen (Adel, Patrizier o. ä.).
Der Zusammenhang dürfte eventuell tatsächlich im Jagdlichen liegen und könnte sich aus den recht parallel verlaufenden Historien von Baach/Zwiefaltendorf (Zwyffalten/zwyfalden) und (Groß-)Engstingen erschließen (dort sind die von Neuhausen ausgestorben und es kam später auch zum Kloster Zwiefalten).
Nach den von Baach (Bach) gab es (neben vielen verwirrenden Eigentums- und Lehensverhältnissen) noch die von Speth (Spet, Späth, Spät, Spätt) von Zwiefalten. Die Speth (Zwiefalten ist Stammsitz) waren oberschwäbischer, turnierfähiger und stiftsmäßger Uradel im Freiherrenstand.
Es ging wie folgt:
In der Gegend kam es zu einem Streit über die freie Pirsch; des allgemeinen Jagdrechts der Bürger.
Es gab einen langjährigen Rechtsstreit, in dem Albrecht von Bayern 1559 einen Vertrag vermittelte.
1583 wurden auf der Schwäbischen Alb neue Grenzsteine mit der Aufschrift Pirsch (Bürsch) und Forst (Vorst) gesetzt und die ganzen Sachen neu geregelt.
Es findet sich dazu im Landesarchiv Baden-Württemberg: "Korrespondenz mit den Freiherren von Speth zu Zwiefalten und zu Pflummern und deren Forstmeister sowie mit dem herzoglich württembergischen Forstmeister wegen der Jagd" (1559-1598)
und im Frh. von Bodmann'schen Archiv von Speth zu Zwiefaltendorf
Stuttgart, 1598 Juli 3:
"Teils von Herzog Ludwig v. Württemberg, zum Teil von Herzog Friedrich erhielt Wilhelm Dietrich Spätt von Zwiefalten das Gnadenjagen am Emerberg und auf Ehestetter Grund, ferner in der Hagenmans Halde und Dagendorfer Bann, samt seinen zugehörigen Köpflin, vom Kloster Zwiefalten bis in Flesenbach und dann im Bisem und Biltzinger Berg auf Rot- und Schwarzwild auf Lebenszeit."
Stuttgart, 1615 Juli 13:
Johann Friedrich, Herzog zu Württemberg, erlaubt Hans Ulrich und Georg Dietrich Speth von Zwiefalten, Gebrüdern, auf ihr Bitten, die Jagd auf Rot- und Schwarzwild, auch Rehe, Füchse und Hasen in folgenden Hölzern und "Lehern" des Zwiefalter Forsts: im Bisam, Lindenbühel und Wiltzenberg, die alle 3 aneinanderstoßen, ferner im Emerberg mit den umliegenden Köpfen, im Speeten Haw und der Bechinger Auchtwaid, im Ehestetter Wald, Riebgarten und Pflummershalden, im Bläsinsmairren und beiden Loschachen, in Lappertshalden, ferner im Horn, Heiligenberg, Silberberg, Aidnen, welches 4 kleine Köpfe und Büsche sind, im Rawenberg, Oberberg, Mittelberg, Guttenstaiglin und Buchalde. Jagdzeiten: Von Johannes Bapt. bis Ägidius auf Hirsche, von Ägidius bis Martinus auf [Klein-?] Wild, von Gallus bis Thomas auf Schweine.
Wetterfahne im Jagdgebiet??? Weithin sichtbar auf dieser Scheuer, Scheune o. ä. !!!
Na klar, da weißt Du woher der Wind weht, kannst gegen den Wind Dich anschleichen errr... pirschen…
Ob es wahr sei oder nicht - is' doch eine schöne G'schicht
Zum Zierrat bei so was aus der Zeit würde ich ich lieber mal gelegentlich eine Zeichnung machen...
Grüße * Pikki
- old gardenman Offline
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jetzt bin ich aber wirklich baff: soviele Informationen nur nach Ortsangabe - ich bin schwer beeindruckt!
Die Familie Speth macht ja noch andere Schlagzeilen: [Gäste sehen keine Links] - das ist allgemein bekannt das die Familie derzeit nur wenig Geld zur freien Verfügung hat....
Einen Blechschmied habe ich gefunden, der wird sich um die Neuanfertigung der Wetterfahne kümmern. Dauert ne Weile, vor Ende des Jahres wird er nicht anfangen können.
Wenn ich ihm bis dahin eine Skizze mit dem Zierrat liefern kann - wird er frohen Mutes sein Werk anfangen

Viele Grüße Harry
- Pikki Mee Offline
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die in dem Link sind eine etwas andere Linie...
>> Die Speth sind ein weitverzweigtes Adelsgeschlecht aus Schwaben. Die Speth zerfallen in mehrere Linien, eine davon ist die der Speth von Zwiefalten, eine andere die der Speth von Schülzburg. Der eigentliche Stammsitz liegt bei Anhausen in der Nähe von Münsingen. <<
*Pikki*
- old gardenman Offline
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der noch lebende Zweig der Speths ist der mit der Schülzburg. Die wurde 1873 oder 74 vom eigenen Förster angezündet weil der uradlige Baron die Tochter des Försters geschwängert hatte - heute ist die Schülzburg eine Ruine, wurde mit Geldern vom Land Baden Württemberg gesichert und darf dennoch nicht mehr betreten werden weil die aktuelle Namensträgerin das Areal mit Gittern hat einfassen lassen....

Der illegitime Sohn, ein vormaliger Anwalt aus Ehingen hat Mandantengelder veruntreut und darf nicht mehr als eigenständiger Anwalt eine Kanzlei betreiben. Sämtliche Pfändungsversuche bleiben erfolglos, die gesamten Sachen mit denen er sich umgibt gehören der aktuellen Lebensgefährtin.

Die Dame die im Forsthaus von Anhausen wohnt züchtet noch weisse Esel - als die Zwangsversteigerung anstand habe ich mich furs Forsthaus (in dem der frühere Förster wohnte welcher die Burg angezündet hat) interessiert - leider wurde die Zwangsversteigerung abgesagt. Ein eingeheirateter Verwandter (v. Massenbach) hat die fälligen Forderungen zumindest halbwegs bedient - was mit der Familie dann weiter geschieht ist noch nicht sicher.
Früher waren die Speth-Schülzburg mit der reichste Grundbesitzer in der Gegend - heute gehört der Famile noch ein paar nicht vernünftig zu bewirtschaftende Steilwaldgrundstücke. Vorher gehörten mehrere Flusstäler neben der Donau der Familie, umfangreicher Waldbesitz und die meisten Wiesen und Felder in der Umgebung.
Ein Kollege von mir hat vor Jahren für die Familie einen Auftrag ausgeführt - noch heute hat er nicht mal sein eingesetztes Material bezahlt bekommen.... Ehemals sehr vermögend - heute eher notleidend.
Das Schloss in Granheim war der vorherige Wohnsitz der Schülzburg-Speths - die Familie war nicht einmal in der Lage die anstehenden Erschliessungskosten bei der Straßensanierung vor zwei Jahren zu bezahlen - vor dem Schloß ist die Straße nicht saniert worden

Aktuell gibts keinen geschäftsfähigen männlichen Namensträger der Linie - wird irgendwann mal aussterben.
Von Ulm nicht so weit entfernt, daher kenne ich ein paar Details von der Familie.
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