Truhe von 1700?

[Melilotti]

Hallo liebes Forum,

bisher als stiller Mitleser, heute mal mit einem eigenem Anliegen. Ich habe eine schöne Truhe erworben und wollte einfach mal wissen, ob diese aus dem Jahr 1700 sein kann oder ich die Inschrift falsch lese/interpretiere. Anbei hoffentlich aussagekräftige Bilder.

Viele Grüße,
Melanie

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[Schmidtchen]

Eine sehr schöne Truhe hast du da.
Du könntest ihr mal ein wenig Öl gönnen
Die Zahl 1700 ist ja ziemlich eindeutig.
Wobei man natürlich dabei sagen muss, dass die Zahl auch später aufgemalt sein kann.

[Melilotti]

Danke für die Antwort! Kann die Truhe auch vom Stil her von 1700 sein? Ich muss sie noch etwas sauber machen, da sie wohl mal orange/rot gestrichen war und dann bekommt sie Öl! :blush:

[Schmidtchen]

Diese Truhen wurden ja über einen sehr langen Zeitraum hergestellt.
Mich irritiert das Zangenschloss in der Mitte.
Das kenne ich eigentlich eher um 1850.
Ich habe mich mal damit befasst, weil ich ein Schloss benötigte.
Auch dass es mit seitlichen Nägeln befestigt wurde stört mich.
Es kann aber durchaus sein, dass dieses Schloss mal ausgetauscht wurde.
Ob jetzt vom Vorbesitzer oder vor 150 Jahren, weil das alte kaputt war.
Den Rest finde ich schon stimmig.

[thalasseus]

Hallo Melanie,
trotz Überschneidung noch: vermutlich eher eine Reise- als Aussteuertruhe. Die Maße wären noch hilfreich, nebst Fotos vom Innenleben, der Verbindungen, ggf. der Rück- und Unterseite. Möglichst ohne Gegenlicht

Für mich deuten die Merkmale auch auf das 18. Jahrhundert, - keine Füße (fehlen??), ob allerdings tatsächlich 1700... die Inschrift sieht mir etwas frisch aus und könnte auch in jüngerer Zeit aufgepinselt oder ggf erneuert sein. Auch sonst fehlt mir etwas Patina.. Ob die Beschläge mal abgenommen und die Truhe abgezogen wurde? In der rechten unteren Ecke der Front gibt es eine hellere Verfärbung, Wasser? Und die hellere Stelle um das Schlüsselschild herum? Hm..
Hier noch einige ähnliche Suchergebnisse aus dem Forum, die du evtl. schon kennst:
https://dieschatzkisteimnetz.de/viewtop ... he#p129268
https://dieschatzkisteimnetz.de/viewtop ... he#p150102
https://dieschatzkisteimnetz.de/viewtop ... he#p140575
https://dieschatzkisteimnetz.de/viewtop ... he#p120956

https://dieschatzkisteimnetz.de/search. ... e&start=20
LG thal

da sie wohl mal orange/rot gestrichen war

Aha..

Edit: Das Holz ist wohl Eiche.

[Melilotti]

Hallo Thal,

danke für deine Einschätzung und den Links, manche Truhen hatte ich tatsächlich noch nicht im Forum gefunden gehabt.
Die Maße sind 115x72x60 (BxHxT) und wahrscheinlich Eiche, ja. Sie ist wahnsinnig schwer, daher kann ich keine Bilder von der Unterseite machen, aber für mich sah es beim Transport nicht so aus, als ob mal Füße dran waren, was mich zunächst auch gewundert hat.
Solche schweren Truhen wurden tatsächlich als Reisetruhe genutzt? Sehr spannend! Die Beilade wurde wohl später mit einem anderen Holz angebracht und die Schrift scheint mir auch noch sehr „frisch“ für das angegebene Alter. Aber ich bin dennoch froh, ein solches Stück günstig bekommen zu haben.
Die Verfärbungen sind teils Licht und teils durch die Versuche geschuldet, die Farbe zu entfernen.

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[thalasseus]

Hi Melanie,

Kann die Truhe auch vom Stil her von 1700

das ist tatsächlich schwierig zu beantworten, weil
A: Der Typus "Runddeckeltruhe" so lange und zahlreich gebaut wurde
B: Die einzig ornamentierten Teile, an denen sich sonst evtl. etwas Stilistisches ablesen ließe, diese recht schlichten Eisenbeschläge sind. Das Schlüsselschild, irgendwie ein Kanderlaber-Motiv mit Ranken/lilienartiger Blüte -- Die durchbrochenen Randbeschläge, auch schlichte Ranken. Recht hübsch, aber auch unspezifisch.
Ich weiß nicht, ob es überhaupt möglich ist, allein aufgrund solcher barocker Schmiedearbeiten die Entstehungszeit halbwegs genauer einzugrenzen, (wenn es nicht Zusätzliches wie Datierung, Wappen, Bemalung etc. gibt: Altersbestimmung Runddeckeltruhe )
Schwierig weiter, dass die Kunstschmiede in der Regel nach Ornamentvorlage(-Büchern) gearbeitet haben, - die wurden von Meister zu Nachfolger weitergegeben, wahrscheinlich z.T über Generationen. Und dass es immer neben den ("moderneren") Prunkstücken schlichtere und evtl. konservativere Teile gab.
Und weil noch so viele Truhen erhalten sind, werden die auch selten genauer erforscht oder besprochen, meist einfach "barocke Runddeckeltruhe" oder um 1750 (das passt scho..), die Infos aus dem Netz sind daher mit Vorsicht zu genießen. Hier mal zwei aus einem Auktionskatalog, wenigstens, die obere mit um 1700, die andere datiert mit 1783 - aber der naheliegende Gedanke, mit fortschreitender Zeit wird es feiner, prunkvoller, komplexer ist aus den o.g. Gründen auch eine unsichere Fährte.
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(zu S. 143 scrollen)
und im Kunsthandel mit 1720 (hm..) angegeben
[Gäste sehen keine Links]
Bei beiden älteren finde ich die Kantenbeschläge durchaus vergleichbar. Mein unmaßgebliches Fazit: 1700 könnte durchaus sein, lässt sich aber wohl letztendlich nicht belegen.
Es bräuchte wirklich eine kleine Truhologie, als Grundlage für die vielen diesbezüglichen Anfragen hier. Vielleicht hast du ja Lust..?
LG thal

[Willi]

Für eine 320 Jahre alte Truhe hat diese viel zu wenig Gebrauchsspuren - wenn hier wirklich jemand Jahrhunderte lang den deckel auf und zu gemacht hat, sich hineingebeugt hat und Dinge hineingelegt und herausgenommen haben soll, müsste es wesentlich mehr Spuren davon geben.
Ich vermute, die Truhe stammt irgendwann aus der 2. Hälfte des 19. jahrhunderts und wurde schon damals zu Dekorationszwecken gebaut.