Hallo zusammen,
Sammelvirus hat geschrieben: ↑Samstag 15. November 2025, 17:59
geschliffen ... Abriss
Schmidtchen hat geschrieben: ↑Sonntag 16. November 2025, 14:50
würde auch sagen geschliffen und geätzt.
macht euch doch bei Glas vllt. alle mal mit Begriffen und Fertigungstechniken, deren Aussehen und warum wie was wo aussieht doch noch etwas besser vertraut. Anderen raten & helfen geht dann besser & sicherer.
Hier das muss eigentlich (eine Art von, gibt ja nicht nur eine Sorte) Kristallglas sein, weil ansonsten hätte man es wahrscheinlich nicht gravieren können
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Was ist ein Abriss überhaupt? wo und warum kommt er vor? wo sowieso nicht? Auch formgeblasenes Glas kann mundgeblasen sein, hat aber keinen, weil? Der Abriss kommt ja nicht von der Glasmacherpfeife, sondern von einem Hefteisen an der anderen Seite eines Objekts, mit dem es von dieser abgenommen und z.B. wieder in den Ofen zum erneuten Erhitzen oder in einen anderen zum tempern gelegt wird. An der Verbindungsstelle, wenn es vom Eisen abgeschlagen wird, da bleibt am Boden des Glasobjektes dann diese kleinere oder größere Bruchfläche. Die kann man auskugeln, mit einem entsprechenden Schleifrad. Oder aber auch verschmelzen wie im folgenden Film, wo frei geblasen wird
[Gäste sehen keine Links] - hat man eben den Fall, kann man weder Abriss, noch diesen ausgeschliffen noch frei- oder formgeblasen sicher identifizieren.
Formgeblasenes Glas, in eine gewässerte Holzform
[Gäste sehen keine Links] - oder in Bronze mit bleibender Struktur
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Die dabei entstehende Strukturen im Boden können wie bei Gussglas vielringförimig aussehen.
Das i.F. mit dem Kürbis ist (nur) eine sog. 'optische Form', sie gibt dem Glasklops außen eine erste Struktur mit, die sich aufblasen verändert, das Ergebnis nennt man 'optisch geblasen'
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Der überwiegende Teil (bis auf die geraden Linien) des Dekors hier ist 'geschnitten', 'gerutscht' - mehr Gravur- als Schliff-Techniken. Gemacht mit sog. Kupferrädchen, mit Schleifmitteln wie Korundpulver in einer öligen Emulsion
Gucken z.B. das und das folgende
[Gäste sehen keine Links] - ein PDF von Walter Siegl dazu mit historischen Bsp.
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Kein (Brillant-) Schliff von Mustern, wie man ihn von Bleikristallgläsern bspw. kennt - Kerben, Oliven/Kugeln, Walzen etc. - mit Stein- oder Keramikscheiben, auch diamantierten
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Geätzt ist hier m.M. nix davon. Glas ätzen - gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten und das Aussehen hinterher. Die regelmäßigen graphischen Muster, wie sie von Pantographen aufgebracht werden, da sind z.B. die Linien ausgeätzt. Bei Mattglas, 'satiniertem' Glas wird entweder ein Motiv eingeätzt oder umgekehrt ausgeätzt bzw. mit stehenbleiben und wegmachen Motive und Muster herausgearbeitet. Noch krasser, massiver das Material ab-Ätzen bei z.B. Gallé-Vasen u.a. solcher Sachen, die tw. auch kein Überfangglas i.e.S. waren, sondern pâte de verre. Modern gibt es das auch als Imitat mit Glaslack - ein paarmal in der Spülmaschine und wechbegibtessich
ach ja noch... Glasmacher nicht verwechseln mit Glasbläsern; letztere arbeiten 'an der Lampe', also an einem Brenner und fertigen Dinge aus vorgefertigten Glasrohlingen
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ah - noch was Neues - der Deckel könnte eher ein Zinkguss sein - solche 'kristallinen' Muster kennt man ja auch von verzinkten Blechen. Daher auch keine Zinngießermarke und eine eher schlichte Ausführung
Das Tier auf der Daumenrast wahrscheinlich eine Greifenschlange; Wappenfigur und auch beliebte Groteske in der Neorenaissance im Historismus - da ein Zinndeckel auf einem Glaskrug der Josephinenhütte datiert 1897 zum Vergleich (leider nur noch ein Reliktbild)
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oder auf einem Mettlacher Steingut-Krug
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Aufgrund der Machart - weil alle Arten Tiere waren da immer schon beliebt als Motive - auch der Ranken, würde ich Böhmen eher als Ursprung annehmen - zum was Anschauen
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Aber: auf Grund von Migrationsgeschichten, wo auch Glasmacher und Glasschleifer von dort woandershin (z.B. Bayern, Thüringen u.a.) aber auch nach weit weit weg auswanderten, ist es oft nicht eindeutig zu sagen, wann & wo manche Gläser nun wirklich entstanden sind oder auch nur sein könnten. Zinn- und Zinkguss-Deckel konnte man oft auch separat kaufen und sich was nach Wunsch gestalten (lassen, in Läden). Und außerdem kann oder könnte es u.U. auch in späteren Jahren noch Neuauflagen von 'alten Modellen' zu Exportzwecken gegeben haben; das ist nicht völlig gesichert. Gibt auch 'wilde' Objekte, wo Menschen, die das mal gelernt oder sich angeeignet haben, das gar nicht beruflich, sondern als Hobby machten. Für sich, für andere und wo auch immer sie waren oder blieben. Ohne echte Provenienz, also wer hatte das Dingen seit wann und woher, oder Marken/Signaturen ist das generell nicht so einfach.
Gruß
nux