AnnetteK hat geschrieben: ↑Sonntag 31. August 2025, 21:58
Ich bin immer noch am rätseln, was der Maler uns da zeigen will.
Vielleicht mal was zu dem Bild: Es ist der Zeit entsprechend voller Symbolik, Pathos usw. Es wird keine "realistische" Szene gemalt, sondern allegorisch etwas gezeigt und, so denke ich, mehrere Zeitebenen ineinander verwoben: Wir sehen hier einerseits Stanislaus, der endlich in den Jesuitenorden aufgenommen wird. Dabei wendet sich vermutlich Borgia als Ordensgeneral, der ihn dann schlussendlich aufnahm, an die Muttergottes, die im Jesuitenorden eine besondere Verehrung genießt, um ihre Gnade. Das mit der Erscheinung ist richtig: Maria mit dem Jesuskind war ihm während einer Krankheit vor der Aufnahme erschienen, was er als Zeichen sah. Mit dem Jesuskind wird er oft dargestellt, er selbst gilt als äußerst tugendahft und unschuldig.
Gleichzeitig starb er sehr jung, an Mariä Himmelfahrt, was wiederum seine Um- und Nachwelt als Zeichen sah. Man könnte also in dem Bild auch sehen, dass Borgia ihn als Priester bei seinem Tod Maria amempfiehlt. Solche Bilder sind nicht eindimensional, sondern dienen der Andacht, sie sind Anregungen, über den dargestellten Heiligen zu reflektieren. Deshalb wird versucht, sein Wesen, sein Leben, etwas Essenzielles über ihn darin quasi zusammenzufassen. In dem Bild sind entsprechend himmlische und irdische Sphäre nicht getrennt. Die Menschen der Zeit haben diese Art der Darstellung verstanden, sie war Teil ihres alltäglichen, spirituellen Lebens. Ich vermute, dass das Original in irgendeinem sakralen Zusammenhang zu finden war.
AnnetteK hat geschrieben: ↑Sonntag 31. August 2025, 21:58
Eine Marienerscheinung ist es irgendwie nicht, die sind dramatischer "Oh was sehe ich da? Ist das etwa - nein, das kann doch nicht wahr sein? Sie ist es!"
Eher nicht. (Marien-)Erscheinungen waren bei frommen und sehr frommen Menschen früher nicht so etwas Außergewöhnliches. Sie kamen im Fieber, aber durch gezielte Übungen (z.B. Fasten und intensives Beten) haben sich manche Menschen regelrecht Erscheinungen "zugefügt". Das stellte Priester vor die Aufgabe, diese einzuordnen (waren sie echt, d.h. von Gott? Oder kamen sie Teufel? Waren es Einbildungen?). Bei Stanislaus stand aber seine Berufung und seine besondere Beziehung zu Maria für die Zeitgenossen wohl außer Frage.