nux hat geschrieben: ↑Montag 2. Juni 2025, 22:04Lilienzepter
Ja, daran dachte ich, aber ich fand das Ding in dem Bild irgendwie seltsam "un-zepterig". Kann natürlich an diesem eigentümlichen Stil liegen (60er/70er Jahre?) und es ist tatsächlich ein Lilienzepter. Insgesamt frage ich mich, was das für ein Bild ist: Diese Mittelalter-Symbolik da drin finde ich sehr spannend. Da könnte man viel interpretieren über das Verhältnis weltlicher Macht zur Religion. Wenn es eine Dornenkrone ist, umschließt sie ja die Insignien weltlicher Macht, die zugleich von Gott kommen bzw. diesen Anspruch stellen. Das Gebäude in der Mitte kann sowohl ein weltliches Schloss sein als auch irgendwas symbolisch aufgeladenes (Jerusalem usw.), wobei sich in der mittelalterlichen Denke auch hier die Dinge spiegeln: Camelot bzw. der Artushof als Ideal, der ja auch eine religiöse Dimension hat (Gral...), irdisches und himmlisches Jerusalem, diverste Städte als Abbilder des himmlischen Jerusalem usw.
Oder könnte man an Ludwig IX (der "Heilige") von Frankreich denken, zu dessen Attributen "Krone, Lilienzepter, Lilienmantel, Reichsapfel, Schwert; Buch; Dornenkrone, Kreuz, Nägel (Symbole für Ludwigs Teilnahme an zwei Kreuzzügen ins Heilige Land)" zählen?
Ich gehe mal von einem Künstler aus, der sich mit Ikonographie, Symbolik usw. auskannte. Irgendwie denke ich bei dem Bild an einen christlichen Zusammenhang, es erinnert mich an die Kirchenkunst in den modernen katholischen Kirchen ab den 60ern. Das Bild fordert soll anscheinend verstanden werden, es illustriert irgendeinen größeren Zusammenhang und setzt also Betrachter voraus, die sich ebenfalls auskennen. Es ist "archaisch" und von seiner Gestaltung her deshalb auch wieder dezidiert nicht-mittelalterlich, sondern modern (man denke nur an die leuchtenden Farben mittelalterlicher Kunst als Kontrast).
PS.: Die Signatur lesen kann ich auch beim besten Willen nicht...