Hallo zusammen,
noch mal ein paar Legosteine aus der Wühlkiste, vielleicht passen sie aber doch nicht:
Flavius Josephus berichtet in seinen Jüdischen Altertümern, Buch 11, dass Alexander der Große sich auf seinen Feldzügen bei Jerusalem vor dem ihm entgegeneilenden Hohepriester niedergeworfen habe, weil ihm dessen (also auch Flavius'

Gott im Traum den Sieg über die Perser verheißen habe. Ausdrücklich wird erwähnt, dass der Ort der Begegnung eine gute Sicht auf Jerusalem und den Tempel bot: (329)
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Es gibt wohl nicht sehr viele Darstellungen dieser Szene, gefunden habe ich diesen Wandteppich von 1617, nach einem Entwurf von Karel van Mander (II, Sohn von I):
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Hinaus will ich auf die Darstellung des Tempels als irgendwie gearteter runder Gugelhupf - klar, historisch falsch, aber doch in der Imagination des MA und der frühen Neuzeit glaube ich ziemlich typisch, - siehe etwa bei Hartmann Schedel
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oder in dieser Kreuzigung von van Eyck, (reinzoomen)
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Und vielen anderen.
Gut, das Problem ist ja, dass hier jemand sehr offensichtlich gekrönt wird, - wovon Flavius Josephus nichts berichtet. Dass eine antike Szene gemeint ist, ist, denke ich, klar. Auch, dass es eigentlich kein Römer sein kann. Die kriegen Lorbeer oder höchstens mal 'ne Taufe, wie der große Konstantin, aber sicher keine (Königs-)Krone. Man könnte vielleicht überlegen, ob a) hier zwei Klötzchen zusammengesteckt, sprich: zwei Szenen mit etwas künstlerischer Freiheit amalgamiert wurden, oder b), dass das nichts mit dem Hohepriester und Jerusalem zu tun hat und hier ganz schlicht und ohne Anspielung eine Alexanderkrönung dargestellt ist.
Dazu findet sich tatsächlich (wieder) ein Wandteppich, nach - Peter Paul Rubens:
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Die Ähnlichkeiten sind offensichtlich, und damit ist der von @nux ins Spiel gebrachte Decius-Mus-Zyklus wieder ganz heiß (aber ich finde das Vorbild(Design) nicht bzw bin grad zu müde). Und was dann hier Henne oder Ei oder ob überhaupt und woher die Info - noch unklar. Die Provenienz über Sotheby's etc. der Tapisserie aber scheint's über Zweifel erhaben.
Darstellungen der Krönung Alexanders sind wohl generell rar und ich finde i.M. nichts einschlägiges bei Rubens oder anderen... Aber dort ist auch der Rundbau im Hintergrund. Ich lasse die These der Amalgamierung / Anspielung mal so im Raum, immerhin wäre das eine Möglichkeit, die etwas ha hm, gewaltsam unheroische - nicht bildwürdige - Krönung Alexanders mit so einer quasi präfigurativen Vergoldung zu versehen..??
Es könnte eine Nachschöpfung sein. Wenn man sich andere Ölskizzen von Rubens anschaut, - das ist, z.B. in Charakterisierung und Mienenspiel, der virtuosen Bewegtheit der Figuren usw. schon was anderes und dieses hier dagegen manchmal etwas hölzern.
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Aber - das hier hat schon auch Qualität, (das Pferd etwa- richtig schön), und vielleicht ist es tatsächlich aus der Werkstatt, dem Umkreis, der Nachfolge von Rubens..??
nux hat geschrieben: ↑Samstag 29. Juni 2024, 00:05
für mich gehört das Gemälde eh in fachliche sehr versierte Hände
das sehe ich ganz genauso. Schon ein kleiner Schatz
LG thal