Der_Fragende hat geschrieben: ↑Dienstag 19. September 2023, 12:02
Würde sich dafür ein Käufer finden, oder ist das eher unwahrscheinlich ? ... mit dem Gedanken gespielt, sie bei Sotheby´s vorzustellen, aber ich denke das wäre zu hoch gegriffen.
waah - was für ein Riesenspagat von da bis dort :')
Also mal langsam und von vorne und auch zu Fälschung. Erstens ist das hier ein Laienforum: es wird versucht nach Kenntnisstand, mit Hilfe von Markenverzeichnissen & bestem Gewissen eine Orientierungshilfe zu geben. Das aber ja auch nur anhand von Fotos. Das ist never ever als bindend zu verstehen. Jeder sollte - vor allem im Zweifel - weitere Fachmeinungen einholen, eine solche 'Diagnose' wie erfolgt überprüfen & untermauern zu lassen. Hier jetzt würde ich zu stufenweisem Vorgehen raten. Du hättest bspw. online erstmal noch zwei (bekannte) Möglichkeiten - bei gotheborg noch einreichen
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Dann: die Wahrscheinlichkeit, dass eine Omi (Baujahr wäre mit zu berücksichtigen) was aus dem späten 19./Anf. 20. Jh. rumstehen hat, vllt. selbst schon geerbt, ist nicht so ungewöhnlich und höher, als was aus dem 17. Jh. (falls da nicht gerade Antiquitätensammler in der Familie rumsprangen) - aber ja nicht unmöglich.
Stichwort 'Fälschung' in dem Kontext - wenn das Dingen aus der angenommenen Zeit ist, ist es in gewisser Weise sowieso schon eine

- man sollte ein bisschen mehr über Chinesisches Porzellan vor Urzeiten, früher, damals & bis heute und eben das Verhältnis zur westlichen Welt wissen, um das annähernd verstehen zu können
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Porzellan mit kaiserlichen Marken war ursprünglich nur für den kaiserlichen Hof bestimmt. Alles eben entsprechend auch nur vom Feinsten und sozusagen autorisiert. Daneben gab es auch noch sog. folk kilns, welche eben Gebrauchsgeschirr aus Porzellan & Keramik für die Allgemeinheit machte. Den ankommenden Europäern, die ja nur Fayence, Steingut & Co. kannten, lief das Wasser im Munde zusammen, bei den ach so feinen Sachen -
das mussten sie haben und kauften und nahmen mit. Brachten es nach Hause und die Jagd begann. Von nur 'haben wollen' bis 'mehr Handel' und dazu 'auch selber machen wollen'. Das Weiße Gold.
Nun, die Chinesen rochen den Braten, witterten schnell Geschäft. Und da es ja gar nicht genug (damals schon tw. historisches) kaiserliches Porzellan gab, um die Nachfrage zu decken, wurde halt begonnen, für den Export zu produzieren. Da wohl schon begannen Nachahmungen 'im Stil von'. Das wurde auch gar nicht so eng gesehen, mehr als Reminiszenz auch an die Altvorderen. Die Langnasen wollen Ming? ham'mer nicht, könnte man aber ja ... Also machte man Ming mit Marken wie von dann und mehr/spätere im Laufe der Zeit. Und wurde quasi noch warm aus dem Ofen als 'alt' vrschifft. Das blieb halt so bei und gerade im Zuge des sowohl Japonismus als auch dem folgenden Historismus im ausgehenden 19. Jh. gab es einen neuen Hype. Weitere Wellen folgten noch in Abständen. Einfach formuliert: das sind die Gründe, warum es so viel chinesisches Porzellan gibt, welches nicht aus der Zeit der Marken ist, welche drauf sind. Gier hier & da. Besitz, Geschäft - money makes the world go round.
Solche Objekte, welche inzwischen um die 100-150 Jahre alt sind und damit selbst als antik anzusehen, tja. Wird man eben daher nicht mehr so wirklich als Fälschungen ansehen, sondern in diesem Kontext als eigene Kategorie bewerten. Im Stil von Kangxi eben. Dazu muss aber eben auch gesichert sein, dass ein Objekt in dieser angenommenen Periode hergestellt wurde.
Da wird es aber eben schwierig, nur über die Marken zu gehen - lies Dir bitte nochmal den Absatz da unter Kangxi durch, ggf. Translator verwenden
[Gäste sehen keine Links] - kurz: einen Großteil der Kangxi-Zeit waren die kaiserlichen Zeichen gar nicht erlaubt und stattdessen ältere verwendet, Symbole oder auch nur ein leerer Doppelkreis. Gegen Ende hin wurden dann doch kaiserliche sechs-Zeichen-Marken zulässig, diese aber in einem Doppellinien-Kreis.
Bei vier-Zeichen-Marken gab es nur eine erlaubte: die erkennbar an einem quadratischen Doppellinien-Rahmen, diese aber auch nur, wenn etwas in einer kaiserlichen Werkstatt bemalt wurde. Diese sind zuallermeist auch Aufglasur.
Keine Regel ohne Ausnahme - und dabei ist das Objekt selbst dann mit zu betrachten. Neben einigen anderen Erzeugnissen für 'Gelehrte', wo es vorkommen durfte, waren es gerade die mit Pflaumenblüten dekorierten Stücke, wo sechs-Zeichen Marken ohne Doppelkreis zulässig waren. Und diese sowohl vertikal, als auch horizontal geschrieben. Tja. Das ist hier der Fall - Dekor und Marke sind nicht unstimmig. Insofern ist das auch nicht ungefährlich, nur mal schnell anhand von so einem Markenbild zu einem Urteil zu kommen...
Ob das originale Zeit ist oder die zweite sozusagen: wie ist der Scherben, wie die Glasur, wie die Bemalung: da kommt dann meist in-die-erfahrene-Hand-nehmen müssen klar dazu. Hier für mich waren jetzt der Standring und die eher 'weiche', großzellige Bemalung des 'gesprungenen Eises' ein Anhaltspunkt. Dort im Museum aus der Zeit nochmal als Vergleich dazu - da kann man eben auch die dargestellten scharfen Risse, Sprünge, crackles gut erkennen
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Zumindest spricht auch das Gesamtbild gegen wesentlich später, da dann die Gummistempelei der vier-Zeichen-Marken einsetzte, welche man klar identifizieren kann. Und Farbe & Qualität einfach ''anders' sind. Insofern - käme halt auch drauf an, wie lange schon in Besitz (dazu ist nichts bekannt? oder woher?) - würde ich erstmal zwar nicht von einer noch neuzeitlicheren Nachstellung/Fälschung ausgehen - kann das aber auch nicht ausschließen.
Stufe drei wäre dann eben, Kontakt zu Fachleuten im richtigen Leben zu suchen; ggf. auch mehrere und auch hin bis zu hoch aufhängen. Erst dann, mit belastbaren Ergebnissen, kann man sich wirklich über einen Verkauf, möglichen Preis, wo & wie, tatsächlich Gedanken machen. Nicht so aus dem Lameng, das ist rel. sinnfrei.