Religiöse Kunst? Wer kann das einordnen?
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- Vertico Offline
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Religiöse Kunst? Wer kann das einordnen?
Als meine Mutter starb, habe ich einige Gegenstände geerbt, die ich, seit ich denken kann, kenne. Dazu gehört auch die unten abgebildete Holztafel mit einem religiösen Bild, über dessen Herkunft ich nie etwas erfahren habe . Ich komme aus der Neu-Ulmer Gegend, und ich weiß, dass meine Mutter öfter Bauern aus unserem Dorf (Volks-)Kunstgegenstände abgekauft hat.
Inzwischen bin ich selber alt, meine Nachkommen fangen mit dem Täfelchen nichts an, und ich hätte gern, dass es auch nach meinem Tod einen würdigen Platz hat. Größe: 10,5 x 19,7 cm
Wer kennt so was und/oder kann mir raten?
Inzwischen bin ich selber alt, meine Nachkommen fangen mit dem Täfelchen nichts an, und ich hätte gern, dass es auch nach meinem Tod einen würdigen Platz hat. Größe: 10,5 x 19,7 cm
Wer kennt so was und/oder kann mir raten?
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- nux Offline
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- Registriert:Montag 2. Juli 2018, 20:39
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Religiöse Kunst? Wer kann das einordnen?
Hallo
vorab nur erst was zum Lesen als Info. Zu dem Namen Johann(es) Tauler, von dem der Text auf der Rückseite vermutlich stammt [Gäste sehen keine Links]
Einen Eindruck der Sprache/Schrift etwas später, 1522, bekommst Du, wenn Du da mal einen Link aufmachst [Gäste sehen keine Links]
Mehr zum Motiv wir Dir aber @lins wohl sagen können
Gruß
nux
vorab nur erst was zum Lesen als Info. Zu dem Namen Johann(es) Tauler, von dem der Text auf der Rückseite vermutlich stammt [Gäste sehen keine Links]
Einen Eindruck der Sprache/Schrift etwas später, 1522, bekommst Du, wenn Du da mal einen Link aufmachst [Gäste sehen keine Links]
Mehr zum Motiv wir Dir aber @lins wohl sagen können
Gruß
nux
- Vertico Offline
- Reputation: 0
Religiöse Kunst? Wer kann das einordnen?
Vielen Dank, nux, für Deine kompetenten Anmerkungen! Johannes Tauler scheint ein geradezu moderner Theologe gewesen zu sein. Meinst Du, das Täfelchen stammt aus seiner Zeit?
vertico
vertico
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- lins Offline
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Religiöse Kunst? Wer kann das einordnen?
Hi zusammen,
Da muss ich erst noch Nomina Sacra studieren
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Alles sehr rätselhaft, deshalb ist das Folgende auch eher als Brainstorming (Netstorming) zu sehen, denn als Lösung oder Erklärung.
Der Tauler Spruch auf der Rückseite und @nux's Link über ihn, führt eventuell zu den Passionisten
>>Durch die Übersetzung ins Lateinische wurde Tauler auch außerhalb des deutschen Sprachraums bekannt. Besonders schätzte ihn Paul vom Kreuz, der im 18. Jahrhundert die Ordensgemeinschaft der Passionisten gründete. Daher war und blieb bei den Passionisten der Einfluss Taulers relativ stark.<<
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>>Unter den Gläubigen die fromme Verehrung und das dankbare Andenken an das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesu Christi zu fördern (memoria passionis).<<
Da würde das Attribut des auferstandenen Opferlamms passen, das der als Mönch gekleidete Mensch auf Deinem Bild in der Hand hält.
Die Abbildung zeigt also vielleicht einen Ordensbruder der Passionisten. Was mich aber wundert, dass der Mönch auf dem Bild nicht das Symbol auf der Brust hat, wie die anderen Passionisten. Aber er weist auf das Symbol einer Krone über den Buchstaben "IHT". Das könnte man als ein "nomina sacra" für "Johannes Tauler" deuten. Mit einem Heiligen haben wir es auf dem Bild offenbar nicht zu tun, da fehlt der Nimbus, der Heiligenschein.
Es gibt zwar unter den Passionisten Menschen, die von der kath. Kirche kanonisiert, in den Stand der Heiligen oder Seligen aufgenommen worden sind.
Hier sind sie
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Ein Seliger wäre dabei, der keinen Anspruch auf den Heiligenschein hätte und der außerdem eine Brücke zur bulgarischen, kyrillischen(?) Schrift vorne auf dem Täfelchen schlagen, ein Bulgarischer Passionist, Eugen Bossilkov
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Soweit meine Spekulationen. Die Schrift zu kennen, zu erkennen und dann noch den Abkürzungsfimmel interpretieren, erscheint mir nicht so leicht lösbar. Ich kann das jederfalls nicht.
Hier kommt man zu der Frage von @Vertico:
Was mir aber auch noch zu denken gibt ist die Asymmetrie des Täfelchens. Links die Rille und rechts der umlaufende Text. Da denke ich an einen Buchdeckel, oder einen Deckel von irgend was. Ich würde das Holz auch gerne mal von der Seite, dem Schnitt sehen. Ist das Vollholz? Und wie dick ist das eigentlich?
Ihr seht, am Ende gibt es mehr Fragen als Antworten.
Die Passionisten haben im süddeutschen Raum einige Klöster, Niederlassungen. Vielleicht kam das Täfelchen dadurch in die Neu-Ulmer Gegend.
Grüße
Lins
Auf was lasse ich mich hier bloß ein.
Da muss ich erst noch Nomina Sacra studieren
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Alles sehr rätselhaft, deshalb ist das Folgende auch eher als Brainstorming (Netstorming) zu sehen, denn als Lösung oder Erklärung.
Der Tauler Spruch auf der Rückseite und @nux's Link über ihn, führt eventuell zu den Passionisten
>>Durch die Übersetzung ins Lateinische wurde Tauler auch außerhalb des deutschen Sprachraums bekannt. Besonders schätzte ihn Paul vom Kreuz, der im 18. Jahrhundert die Ordensgemeinschaft der Passionisten gründete. Daher war und blieb bei den Passionisten der Einfluss Taulers relativ stark.<<
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>>Unter den Gläubigen die fromme Verehrung und das dankbare Andenken an das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesu Christi zu fördern (memoria passionis).<<
Da würde das Attribut des auferstandenen Opferlamms passen, das der als Mönch gekleidete Mensch auf Deinem Bild in der Hand hält.
Die Abbildung zeigt also vielleicht einen Ordensbruder der Passionisten. Was mich aber wundert, dass der Mönch auf dem Bild nicht das Symbol auf der Brust hat, wie die anderen Passionisten. Aber er weist auf das Symbol einer Krone über den Buchstaben "IHT". Das könnte man als ein "nomina sacra" für "Johannes Tauler" deuten. Mit einem Heiligen haben wir es auf dem Bild offenbar nicht zu tun, da fehlt der Nimbus, der Heiligenschein.
Es gibt zwar unter den Passionisten Menschen, die von der kath. Kirche kanonisiert, in den Stand der Heiligen oder Seligen aufgenommen worden sind.
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Ein Seliger wäre dabei, der keinen Anspruch auf den Heiligenschein hätte und der außerdem eine Brücke zur bulgarischen, kyrillischen(?) Schrift vorne auf dem Täfelchen schlagen, ein Bulgarischer Passionist, Eugen Bossilkov
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Soweit meine Spekulationen. Die Schrift zu kennen, zu erkennen und dann noch den Abkürzungsfimmel interpretieren, erscheint mir nicht so leicht lösbar. Ich kann das jederfalls nicht.
Hier kommt man zu der Frage von @Vertico:
Da sich die Frage wohl auf Tauler bezieht, glaube ich das nicht.
Was mir aber auch noch zu denken gibt ist die Asymmetrie des Täfelchens. Links die Rille und rechts der umlaufende Text. Da denke ich an einen Buchdeckel, oder einen Deckel von irgend was. Ich würde das Holz auch gerne mal von der Seite, dem Schnitt sehen. Ist das Vollholz? Und wie dick ist das eigentlich?
Ihr seht, am Ende gibt es mehr Fragen als Antworten.
Die Passionisten haben im süddeutschen Raum einige Klöster, Niederlassungen. Vielleicht kam das Täfelchen dadurch in die Neu-Ulmer Gegend.
Grüße
Lins
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- wa213 Offline
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Religiöse Kunst? Wer kann das einordnen?
Xpo und ihv sind beides Kürzel für Christus.
Die Asymmetrie könnte auch daher kommen, dass die Tafel einmal ein Seitenteil eines Triptychons vielleicht eines Hausaltars war. Vielleicht ist es einfache Kopie eines älteren Stücks, aber rein gefühlsmaessig würde ich das ins 18.oder 19.jh datieren. Das 16. Oder gar das 14.würde ich ausschließen
Die Asymmetrie könnte auch daher kommen, dass die Tafel einmal ein Seitenteil eines Triptychons vielleicht eines Hausaltars war. Vielleicht ist es einfache Kopie eines älteren Stücks, aber rein gefühlsmaessig würde ich das ins 18.oder 19.jh datieren. Das 16. Oder gar das 14.würde ich ausschließen
- Vertico Offline
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Religiöse Kunst? Wer kann das einordnen?
Toll, was Ihr alles wisst! Ich ergänze die Angaben gern: Das Täfelchen ist aus Vollholz, 4 mm dick und unauffällig. Das Brettchen weist keinerlei Spuren einer Montage auf, sondern nur hinten den kleinen rundköpfigen Nagel zum Aufhängen. Wenn ich versuche, das Textband zu lesen, so beobachte ich mehrere Abkürzungen: ANO (Anno) DOI (Domini) M CIII IX I X (da hört mein Verständnis schon auf; ich kann mir kaum vorstellen, dass es 1899 heißt). Das I N auf der linken oberen Seite heißt möglicherweise IN NOMINE. Der Text auf der Rückseite ist sicher althochdeutsch oder mittelhochdeutsch. Ich verstehe zwar die Worte, doch der Sinn erschließt sich mir nicht richtig.
Nochmals, tausend Dank für Eure Mühe! Könnt Ihr Euch vorstellen, wer an solch einem Gegenstand Interesse haben könnte?
vertico
Nochmals, tausend Dank für Eure Mühe! Könnt Ihr Euch vorstellen, wer an solch einem Gegenstand Interesse haben könnte?
vertico
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- wa213 Offline
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Religiöse Kunst? Wer kann das einordnen?
Ihr wollt Gott und die Kreaturen miteinander haben, und das ist unmöglich.
Lust Gottes und Lust der Creaturen, und weintest du Blut, das kann nicht sein.
Gemeint ist damit dass man nicht gleichzeitig gottesfürchtig sein kann und doch seinen menschlichen Bedürfnissen nachgeben kann. (Sex Völlerei und was uns noch so einfällt.)
Nur weil man ein U als V schreibt ist es noch lange nicht mittel- (bis 1350) [Gäste sehen keine Links] oder althochdeutsch (bis 1050) [Gäste sehen keine Links]
Die Schrift passt auch nicht ins Mittelalter oder die frühe Neuzeit.
Lust Gottes und Lust der Creaturen, und weintest du Blut, das kann nicht sein.
Gemeint ist damit dass man nicht gleichzeitig gottesfürchtig sein kann und doch seinen menschlichen Bedürfnissen nachgeben kann. (Sex Völlerei und was uns noch so einfällt.)
Nur weil man ein U als V schreibt ist es noch lange nicht mittel- (bis 1350) [Gäste sehen keine Links] oder althochdeutsch (bis 1050) [Gäste sehen keine Links]
Die Schrift passt auch nicht ins Mittelalter oder die frühe Neuzeit.
- Vertico Offline
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Religiöse Kunst? Wer kann das einordnen?
Vielen Dank für die Interpretation! Jetzt kann ich mir endlich einen Reim darauf machen. Mit meiner Einschätzung der Sprache lag ich natürlich daneben. Aber - in welche Zeit passt diese Sprache?
vertico
vertico
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