Teekanne silber mit unbekannter Punze

[AnnaF]

Hallo,
hier habe ich wieder ein Fundstück aus dem Nachlaß, eine wunderschöne Kanne. Eine Punze dieser Art (Wilm. 750) habe ich noch nie gesehen, beim Stil der Kanne bin ich unsicher (Jugendstil?). Welches Material könnte der Griff sein? Falls Elfenbein, dürfte man sie dann überhaupt verkaufen? Vielleicht kann jemand helfen... Vielen Dank im Voraus!

punze.jpg (235.42 KiB) 495 mal betrachtet

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[emilio]

Hallo

könnte mir vorstellen, daß sich Wilm auf den Verkäufer bezieht; Wilm (Juweliergeschäft).
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Sowie - da allerdings auch mit Herstellerpunzen.
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Und:
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750'er Silber ist da 12 Lot Silber
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Also noch unter der Mindestgröße von 800, die ab 1888 galt (und teilweise auch schon 1886)

Die Herstellung Deines Stückes dann davor.

Schau doch mal, ob Du nicht noch irgendwelche anderen Punzen findest.

Bester Gruß

Emilio

[AnnaF]

Hallo Emilio,
tausend Dank für die schnelle Antwort. Ich finde definitiv keine weiteren Punzen, was mich sehr irritiert. Bei Juwelier Wilm war ich auch schon, allerdings hat das "Wilm" auf der Punze ja einen Punkt - sieht aus wie eine Abkürzung. Nach deiner Zeitangabe, die plausibel klingt, müsste es ja Neo-Rokoko sein. Passt das zum Stil? Immer noch sooo viele Fragen...
Viele Grüße!
Anna

[Pontikaki]

Welches Material könnte der Griff sein? Falls Elfenbein, dürfte man sie dann überhaupt verkaufen?

Moin Anna, das Foto wird bei der Vergrößerung leider etwas unscharf, aber ich glaube auf
der Höhe des Henkels, die typische Struktur von Elfenbein zu erkennen, auch alle anderen
Zeichen - Art und Lage der Risse - sehen danach aus. Mach doch bitte noch ein Foto des
Griffes.
Wenn sich anhand der Punzen herausfinden läßt, das das Stück vor 1947 entstanden iss und Du
es verkaufen möchtest, dann lohnt es sich ein Altersgutachten einzuholen. Das Gutachten ist für
nen Verkauf zwingend:
"Verarbeitete Produkte wie Schmuck, Figuren, Gebrauchsgegenstände die vor dem 01.06.1947 entstanden
sind, gelten als Antiquitäten und benötigen inzwischen für den Verkauf innerhalb der EU ebenfalls eine
EG-Bescheinigung. Hierzu ist allerdings ein Altersgutachten eines vom BfN anerkannten Sachverständigen
notwendig."
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Wenn Du die Kanne nur selbst nutzen/besitzen willst, dann brauchst Du kein Gutachten. Bedenke aber,
daß jegliche Art von Weitergabe - also auch das Verschenken (in einigen Bundesländern auch das Vererben
ohne Papiere) als Straftat geahndet wird.
Hier eine Liste der aktuell vom BfN anerkannten Elfenbein-Gutachter:
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Wenn Du solch ein Gutachten anfertigen läßt, wäre es nett wenn Du hier x das Prozedere und
die Kosten dafür mitteilen würdest.

[nux]

Eine Punze dieser Art (Wilm. 750) habe ich noch nie gesehen, beim Stil der Kanne bin ich unsicher ... Immer noch sooo viele Fragen

Hallo :slightly_smiling_face:

diese Teekanne - das ist kein Jugendstil, sondern allerfeinstes Rokoko. Wenn ich richtig liegen sollte, stammt der Entwurf dafür auch schon aus dem 18. Jh. und wurde später eben neu aufgelegt, tw. noch später nochmal wieder.

Die Punzierung mit der Angabe 750 (also 750/1000 Feingehalt) statt 12 Lot findet sich in der Übergangszeit z.B. nach Auflösung der Zünfte/Gilden. Bspw. auch ohne Stadtmarken dann, nur mit Meistermarke, bereits ab Mitte / Ende der 1860er Jahre bis eben 1886/88, als das Reichsstempelgesetz in Kraft trat und ab da Halbmond Krone auf Silber punziert wurden. Ab 1874 begann es dann auch schon mit registrierten Waarenzeichen - zur Veranschaulichung zu sehen bei Koch & Bergfeld, wo neben der 750 schon deren Marke, die Fußschale, erkennbar ist [Gäste sehen keine Links]

Daher die - trotzdem vorsichtige - Annahme der Entstehung dieser Kanne 'um 1870' bis eben 1888. Und dann der WILM. - es gab mehrere Hersteller und auch Vertreiber von Erzeugnissen aus Edelmetallen dieses Nachnamens. Zu verschiedenen Zeiten und auch an verschiedenen Orten. Aber: da der Ursprung dieser Kanne bzw. eigentlich eines ganzen Kaffee-/Teekerns oder Services auf Gottfried Ludewig Wilm (1746-1829) in Hamburg zurückgeht, wäre ich auch in der Folge für einen der nachfolgenden Wilm eben dort. Um die angedachte Zeit daher wahrscheinlich Hermann Julius Wilm oder Herrmann Paul Wilm

Das Service soll für Friedrich den Großen im Schloss Sanssouci gemacht worden sein - dort die Bilder mit Angaben aus einer Auktion 2020 in Hamburg
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und [Gäste sehen keine Links]

und deshalb kann ich Dir nur empfehlen, Dich für weitere Info doch zusätzlich vllt. an das Haus Wilm zu wenden, denn die gibt es ja immer noch, zwar später dann auch als Juwelier, aber. Auf deren 'historischer Seite' ist (mit leicht anderem Knauf) auch eine so eine Kanne in der Machart klein direkt mit abgebildet und die Geschichte im Text erzählt - der Entwurf sogar die Basis für die Selbständigkeit damals [Gäste sehen keine Links]

Und möglicherweise, wenn Du Verkaufsabsichten haben solltest, eben jenes Auktionshaus zu kontaktieren ... auch wenn das, was da war wesentlich jünger ist

Gruß
nux

[marker]

Guten Tag, laut Demmrich wurde dieses Service mehrfach durch Wilm gemacht, in etwas anderer Form als beim Fritz-Original. Die Züge des Korpus und die Ornamentlerung sind leicht abweichend, die Ansätze des Griffs auch. Demmrich datiert diese Nachschöpfung ebenfalls auf das Ende des 19. Jahrhunderts. Ich finde den Griff, wenn es denn Elfenbein ist, reichlich hellweiss und zu frisch für einen alten Elfenbeingriff. Vielleicht ist das ja ein modernerer Kunststoff ? Das würde auch die Konzentration der Risse auf den Bereich erklären, der dem heißen Korpus am nächsten ist. Bei altem Elfenbein würde man längere Risse entlang der Schichten erwarten. Zum Schluß: Wilm war über 150 Jahre lang eine traditionelle Berliner Firma, nach Hamburg wurde der Firmensitz erst 1948 verlegt. Gruss marker

[nux]

Berliner Firma, nach Hamburg wurde der Firmensitz erst 1948 verlegt

ja natürlich - merci, weil hab ich wieder mal gepfuscht :worried: mit Gottfried Ludewig Wilm (1746-1829) in * * * sollte & muss 'Berlin' heißen

steht u.a. da mit drin - 1945 Aumühle und drei Jahre danach nach Hamburg [Gäste sehen keine Links]

[Pontikaki]

Ich finde den Griff, wenn es denn Elfenbein ist, reichlich hellweiss und zu frisch für einen alten Elfenbeingriff. Vielleicht ist das ja ein modernerer Kunststoff ? Das würde auch die Konzentration der Risse auf den Bereich erklären, der dem heißen Korpus am nächsten ist. Bei altem Elfenbein würde man längere Risse entlang der Schichten erwarten.

Das mit dem hellen Weiß sehe ich auch wie Du. Allerdings erscheint die ganze Kanne sehr gepflegt/geputzt
oder eventuell aufpoliert zu sein. Dabei könnte dann auch das Elfenbein aufgearbeitet worden sein - leider
wird's dabei oft mit dem vermaledeiten Wasserstoffperoxyd (30%) behandelt. Das funzt ja auch erstma gut,
nur wird dadurch die Vergilbung - durch die Anrauhung der Oberfläche - danach beschleunigt. Also wenn
überhaupt bleichen, weil man sich nich an die Patina gewöhnen möchte, dann danach fein schleifen und
polieren.
Bei der Rissbildung sind die Stellen nahe am Übergang Elfenbein/Metall nich nur bei Kunststoff zu sehen,
auch das Elfenbein ist davon betroffen:

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Es sei denn, der Griff wird nich im Verlauf des Zahns, sondern aus der Wand der Zahnhohlung
geschnitzt, dann ziehen sich die Risse durch den ganzen Griff:
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Warten wir halt noch ab, ob Anna den Griff noch x knipst......