Teppich Herkunft bestimmen

[Chris.]

Hallo,

ich habe im laufe des letzten Jahres 2-3 Teppiche gekauft, allerdings ohne genaue Herkunftsangabe. Ich denke mal Sie sind persisch oder afghanisch.

Teppich 1 (1.10m x 2.10m):
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Teppich 2 (war eher ne Zugabe, die Herkunft würde mich hier speziell interessieren da ich keine Ahnung habe):
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Danke! VG

Chris

[nilpferd]

Hallo Chris,

beim ersten Teppich kann man von den Fotos her eine Herkunft aus Afghanistan nicht ausschliessen, viel häufiger kommen diese Teppiche aber aus Pakistan. Da ist halt schon immer weniger Krieg und mehr Handel gewesen.
Der zweite Teppich ist kein Teppich, sondern ein Sattel- oder Wandbehang, eine Mustervorlage oder Ähnliches. Dazu kann ich von den bescheidenen Fotos her nix Genaueres sagen.

Bitte stelle Fotos nicht extern ein, es ist mühsam, sich durchzuklicken und man kann die Quellen oft nicht in ausreichender Vergrößerung/Auflösung anzeigen.
Wenn dann auf der Rückseite noch ein Lineal läge, um die Knüpfdichte einzuschätzen, wären wir noch einen Schritt weiter.

Die Aussage "ich habe im laufe des letzten Jahres 2-3 Teppiche gekauft" ist toll. Wo, bei wem, welche Infos hast Du selbst zu den Teppichen? Gibt es Schilder, Import-, oder Zollmarken? Wieviel hast Du dafür bezahlt?

Grüße,
Martin

[Chris.]

Hi Martin,

danke für die schnelle Antwort. Hatte Probleme die Fotos hier hochzuladen daher habe ich versucht sie extern im Beitrag zu verlinken was aber auch nicht funktioniert hat (bilder waren wohl zu gross).

Ich hab keine Schilder order Importmarken. Beide Teppiche stammen aus Damaskus, Syrien von einem 'Händler'. Er hatte den Teppich als 40-50Jahre alt aus Iran bestimmt und die Region um Bijar. Grosses Vertrauen in die Kenntnisse des Händlers hierzu habe ich in diese Bestimmung allerdings nicht, sieht für mich eher nach Afghanistan aus... Zu dem Wandbehang habe ich null Info, das war mehr so eine Zugabe, vermutlich weil ich für den Teppich zuviel gezahlt habe :') :')
Für beide zusammen habe ich 200USD gezahlt.

test.jpg (1.17 MiB) 923 mal betrachtet

Carpet 4.jpg (975.59 KiB) 923 mal betrachtet

Carpet 2.jpg (530.34 KiB) 923 mal betrachtet

Carpet 1.jpg (546.23 KiB) 923 mal betrachtet

[nilpferd]

Hallo Chris,

vielen Dank für die Präzisierung. Bidjar ist natürlich komplett abwegig.
Das Muster Deines Teppichs ist in der Fachliteratur tatsächlich als "Mina-Khani-Muster" beschrieben und Dein Stück könnte ein "Beschir" sein. Die Beschiren werden dort als Zweigstamm der afghanischen Ersaren aufgeführt, obwohl sie sich selber als eigenständigen turkmenischen Stamm bezeichnen.
Die Worte Beschir und Bidjar liegen ja nicht soo weit auseinander, grade wenn man bedenkt, dass die Konsonantenschrift aus diesen Gegenden viel phonetischen Spielraum lässt.

Die Knüpfung ist mit ca. 350k/m² schon in einem qualitativ so hochwertigem Bereich, dass man dafür normalerweise auch gute Wolle nimmt.
Der syrische Händler mag sich vielleicht einen Knopf ans Hemd gefreut haben, dafür 200$ zu erlösen, aber im hiesigen Teppichhandel würde ich ihn auf mindestens das Dreifache im Verkauf schätzen, habe allerdings bislang noch kein vergleichbares Stück gesehen.
Das Alter ist relativ egal, ob frisch oder 50 Jahre alt macht am Wert nicht viel aus. Erst ab ca 100 Jahren, bzw. bei Teppiche aus dem 19.Jhdt. steigt bei guter Erhaltung der Wert.
Übervorteilt worden bist Du damit jedenfalls nicht.

Der Wandbehang/Decke/Tischvorleger/Sitzbezug, was auch immer - ist eine nette Beigabe. Es ist halt nicht geknüpft, sondern gewebt.
Eventuell könnte es sich auch um eine Mustervorlage für Teppichbordüren handeln. Dass es sich auch dabei nicht um irgendein "lulu-Teil" handelt kann man an der doppelten Schirasi (die seitliche Abschlussbördelung) erkennen. Da wollte jemand, dass es lange hält.

Viele Grüße,
Martin

[Chris.]

Hey,

danke für die superschnelle Antwort! Du hast recht, "Beschir" <-> "Bidjar" ... da liegt der Fehler bestimmt bei mir - auch wenn er Iran sagte!

Hinsichtlich des Alters habe ich auch ein Fragezeichen. Sofern er wirklich 50Jahre alt ist hat er sich sehr gut gehalten. Sieht praktisch wie neu aus.

Werd nochmal Ausschau halten nach wirklich landestypischen Teppichen aus Syrien. Wenn ich was nettes finde stell ich`s mal ein

Danke! VG

Chris

[nilpferd]

Hallo Chris,

Turkmenistan - Iran - Afghanistan: Da gibt es soo viele fließende Grenzen, dass es oft nicht eindeutig zuzuordnen ist, weil sich die Stammesgrenzen nie an später gezogene Landesgrenzen halten. Auch im Iran ist der Stamm der Ersari vertreten.
Bezüglich des Alters ist es für den Wert des Teppichs unerheblich, ob er 1970 oder 2010 geknüpft wurde. Eine gute Erhaltung findet man gerade in den Herkunftslländern auch bei antiken Stücken. Dort wird einfach anders damit umgegangen.
Niemand latscht mit Stiefeln drüber und es stehen keine Möbel drauf und wenn dann noch Wollqualität und Verarbeitung stimmen, sieht man einem Teppich 50 Jahre nicht unbedingt an.

Was Syrien angeht, gibt es wohl eine lange Tradition von Teppichweberei (Kelims, so wie auch Dein "Wandbehang"). Zeitgenössische geknüpfte Teppiche aus Syrien sind mir nicht bekannt. Gerne lasse ich mich aber eines Besseren belehren
Antike Stücke aus Syrien gibt es allerdings durchaus, aber sehr wenige und die hängen meist noch in Museen und dummerweise ist noch nicht mal ein Preisschild dran. Dürften teuer sein...

Viele Grüße,
Martin

[Chris.]

Hey,
wie versprochen habe ich mich noch einmal etwas umgesehen. Die syrischen Teppiche waren von der Qualität leider recht weit weg von den iranischen oder denen aus Uzbekistan (was wohl zu erwarten war).

Bei Kelims habe ich den ein oder anderen gefunden die ganz nett aussehen. Fotos sind jetzt nicht so super, da ich die im Shop gemacht habe. Beide sind in etwa 2,20x1,50m. Der erste liegt bei 700USD und ist wohl ein älteres, rareres Stück. Der 2. liegt bei 250USD und ist aus Aleppo.

Wenn es was syrisches sein soll dann wohl eher Kelim

VG

Christian

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IMG_20200828_185212_2.jpg (916.73 KiB) 861 mal betrachtet

[nilpferd]

Hallo Chris,

bei der Bewertung syrischer Kelims kann ich Dir leider nicht weiterhelfen.
Da habe ich weder Ahnung noch Literatur.

Grüße,
Martin