NAbend,
na, für 'ne Promo wäre das doch noch ein wenig thematisch zu dünn, aber eine kleine Hausarbeit kann man schon draus machen
bevor ich im Detail auf Deine mehreren Fragen eingehe ... hab jetzt das Hottehü von hinten aufgezäumt und mir mal den Anhäuser Carl vorgenommen

...der gibt schon Einiges her in dem Zusammenhang...
Von ihm wissen wir, dass er 1895 Kgl. Hoflieferant wurde. Ergo - ein solcher Stempel grenzdatiert dann schonmal so gut wie oder ziemlich sicher.
Hier die Belege
[Gäste sehen keine Links] ... unter der Rosenthal-Marke (so ab ca. 1910-1921) der Stempel ähnlich wie bei Dir gezeigt, datiert 1896-1921. Leider ist der von Dir gezeigte nicht ganz vollständig: hast Du auf einem anderen Teil noch einen besser erhaltenen?
Nur: die Beschriftung unter der Hutschenreuther Hohenberg-Marke kann erst nach 1914 sein (deren 100. Jubi-Jahr) - d.h. da hat er schon modernere Schrift verwendet - bis 1921 demnach eher nicht ...aber da wären wir zeitlich eh schon viel später...
Schritt zurück...
Brynhild hat geschrieben: Wenn ich jetzt die verschiedenen Punzen richtig interpretiere, so müsste das Service irgendwann zwischen 1873 und 1890 von Hutschenreuther (und anderen) hergestellt worden sein. Anschließend wurde es von Krautheim & Adelsberg bemalhlt und irgendwann ab 1895 von Anhäuser in Dresden verkauft, der 1895 königlicher Hoflieferant wurde.
Für die zeitliche Zuordnung der Hutschenreuther-Stempel greift man eben auf die bekannte Seite zu... ob bei Dir ein Bavaria drunter wäre oder nicht kann man halt nicht sehen... und andere Quellen nennen 1887-1920 ... so what?
Brynhild hat geschrieben: Meine Frage: Wurden solche "Verkäuferstempel" denn üblicherweise schon während der Produktion eingeprägt? Die Punze wirkt auf mich entsprechend. Also eine Art Auftragsarbeit?
Ja (bzw. wahrscheinlich; aber nicht geprägt: in dem Fall Aufglasur-Farbstempel) und vielleicht... also - Folgendes habe ich ausgegraben, was so etwas erhellen dürfte, auch die Stilfrage, was wann in war und so ...viel Spaß beim Lesen und Stöbern
Anhäuser-Katalog 1896
[Gäste sehen keine Links] ... da steht auf S. 4 PDF dann zu lesen >> Eigene Porzellan-Malerei und Brennerei ... Preisverzeichnis und Zeichnungen frei << ach? kann es sein, dass er da auf K&A zurückgegriffen hat? oder noch wen anderes... Porzellan-Dekorationsbetriebe werden auch sowas wie Musterbücher gehabt haben... zur Vorlage bei Entscheidern und Kunden
schau mal ein Bsp.
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1897
[Gäste sehen keine Links] ...da ist alles noch Schnörkelkram pur
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Brynhild hat geschrieben: Und in welchen Stückzahlen wurden solche Tafelservice üblicherweise angefertigt? Ich meine: der Mahler muss doch wahnsinnig gerworden sein, nachdem er nur ein einziges Service mit hunderten von Alpenveilchen bemahlt hat? Und nun stelle man sich vor, dass er davon 10 oder 100 dekoriert hat!!!!
Aus den Katalogen geht ja hervor, dass man was fertig kaufen oder bestellen konnte... in der gewünschten Größenordnung... daher: möglicherweise gab es dieses Service (Form & Dekor) nur einmal. 2, 3, 12 mal? vielleicht, keine Ahnung...
Bis hierhin erstmal...
Marke: nicht vor 1888, weil es K&A mit der Firmierung erst ab da gab und eigentlich nicht vor 1895, weil es da den Anhäuser erst als Hoflieferanten gab. Dass K&A auf Verdacht auf Lager bemalt hat und dessen Stempel zusätzlich später draufkam - möglich. für mich eher unwahrscheinlich
Unsicher: das Weißporzellan von LHR - kann vor oder doch nach 1890 gemacht sein (Bavaria?) ... aber 5 Jahre Lager hielte ich nicht für ausgeschlossen. Andererseits findet man es auch auf von K&A (oder anderen) bemalten Geschirren (die andere Diskussion) welche kurz vor/ nach 1900 entstanden sein müssen bzw. die Gardinenmarke K&A haben...
Immer unwahrscheinlicher daher: die zeitliche Zuordnung der K&A-Stempel wie bisher ... fragt sich aber wann genau ...aus dem MEK-Link >> der Stern wurde wahrscheinlich in den 1890 Jahren durch eine Krone ersetzt und zwar zu dem Zeitpunkt, als die Porzellanmalerei zum Kgl. Bayr. Hoflieferanten ernannt worden ist <<
Ich glaube Folgendes: Fehler schleppen sich leicht durch, vor allem bei sehr eingeschränkter Datenlage... möglicherweise ist der 'schnippsel' die Ursache - das Adressbuch der keramischen Industrie... wenn da bei Drucklegung 1904 oder 1905 das neue Logo nicht rechtzeitig da war oder vergessen wurde, eine neue Druckvorlage anzufordern bzw. nicht bekannt war, dass es überhaupt eine Änderung gab... pfff...
Dann findet man in einem bedeutenden Nachschlagewerk von 1906 - die mit dem Stern und meint - aha, gilt. Aber wenn nicht?
Dass in der eBucht mit Begriffen wie Jugendstil geworben wird - na ja ist begehrt, wird höher gehandelt; außerdem trägt die nach 'offizieller Meinung' bestehende, aber nun unklare Marken-Datierung von K&A klar dazu bei
Brynhild hat geschrieben: in dem Video über Meissen wurde gesagt, dass diese Nummern den jeweiligen Künstlern zugeordnet sind. Bei anderen Porzelanmanufakturen scheinen sie aber das Design zu bezeichnen. Wie ist das denn nun? Künstler oder Design "Alpenveilchen" oder Service Nr. XY aus der Reihe "Alpenveilchen auf Rokkoko"? Weiß da jemand was drüber?
Sowohl als auch und zudem noch ganz verschieden ... es gibt Manufakturen, da wird die Dekornummer beim Bemalen draufgeschrieben. Entweder ohne oder mit Maler-/ Vergoldernummer (gibt es gelegentlich sogar bei Druckdekoren) . Oder aber nur die Nummer des Dekorateurs wg. Kontrolle/Abrechnung. Es gibt auch Produktionsnummern, die weder noch sind... manche Manufakturen pressen die Formnummer ein... andere schreiben sie gelegentlich drauf, wird dann mit wiederum anderen verwechselt, die den Dekornamen draufschreiben... unzäähliche Variationen... manche bekannt und ordentlich, andere vage, manche unklar.
Die Form unter Hutschenreuther dekoriert konnte ich übrigens bisher nicht nachweisen, will aber nix heißen... kann was sein, was ausschließlich zur Weitergabe gemacht wurde oder auch nicht...
Ganz nett noch ein Geschirr zum Gucken - denke, das dürfte die gleiche sein
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Wenn K&A die Krone statt dem Stern schon in den 1890ern verwenden konnte (hypothetisch) ... müsste es dann nicht die Schnörkelmarke damit geben? wenn es sie nicht gab, sondern ab 1900 auf die Gardine gewechselt wurde... dann würde ich aus all dem Gewusel heraus ableiten - Dein Geschirr ca. 1895-1899; max 1906, falls das Adressbuch doch nicht irrt oder auch die Marken noch nebeneinander verwendet wurden.
Brynhild hat geschrieben: Deine Verlinkungen zu den anderen "Alpenfeilchen" sind sehr interessant. Das sieht mir wirklich nach demselben Künstler aus. Im ersten Link hat der Teller eine schlichte Form, die dem Jugendstil entspricht und dazu den Stempel nach 1912, in den folgenden Links haben wir das Alpenfeilchen wieder auf einer Rokkoko-Schale mit dem älteren Stempel mit Stern. Verblüffend ist die Ähnlichkeit der Dekornummer: 3468 - meines hat 3568.
der erste Link? der?
[Gäste sehen keine Links] das ist 1945-1977
viel interessanter sind die anderen Stücke, welche man wirklich schon als schönsten beginnenden bis blühenden Jugendstil ansprechen muss ...die stilisierten Iris sind doch sagenhaft ... nix mehr rokko - und trotzdem noch die Sternenmarke

... würde meinen: für Auftragsarbeiten konventionell, aber selbst schon viel moderner... bleibt die Frage vor oder doch nach 1900

8)
*Pikki*
Edit: das Tielsch-Teil ... um 1900 ? nun denn... weites Feld ... weil: der CT-Adler ohne Krone & Zepter galt 1875 - ca. 1935