Hihihi ... keine Honda CL, leider. Habe nur drei alte Suzis in der Garage stehen. Eine hat sogar noch den Originallack und den Orignialsattelbezug von 1981 und ist gänzlich unverbaut. Die wartet noch auf eine grundlegende Restauration.
Klar - der Jugendstil geht aus dem Historismus hervor. Das Experimentieren mit den alten Formen war ja mehr oder weniger der Versuch, eine neue Formgebung für die beginnende Moderne zu finden. Den Jugendstil könne man so gesehen als eines der Ergebnisse dieser Experimente betrachten, wobei die historistischen Elemente parallel dazu weiterliefen (siehe Neo-Klassizismus in der Architektur der 20er Jahre). Ich würde jedoch nicht so weit gehen, das Neo-Rokkoko dem Jugendstil zuzuordnen. Aber: Jugendstil verkauft sich heute besser! Und da macht es Sinn, das angebotene Produkt um ein paar wenige Jahre zu verjüngen. Zudem ist dieses Porzelan keine reine Industrieproduktion sondern enthält noch einen großen Teil Kunsthandwerk und die verspielten, organischen Formen des Rokkoko passen auch gut. Somit entspricht dieses Porzelan durchaus einigen der Idealen des Jugendstils. Aber der rückwärtsgewandte Blick des Historismus ist auch noch deutlich zu erkennen.
Wenn ich jetzt die verschiedenen Punzen richtig interpretiere, so müsste das Service irgendwann zwischen 1873 und 1890 von Hutschenreuther (und anderen) hergestellt worden sein. Anschließend wurde es von Krautheim & Adelsberg bemalhlt und irgendwann ab 1895 von Anhäuser in Dresden verkauft, der 1895 königlicher Hoflieferant wurde. Spannend, wie man anhand der Prägungen und Stempel den Werdegang annähernd nachvollziehen kann
Meine Frage: Wurden solche "Verkäuferstempel" denn üblicherweise schon während der Produktion eingeprägt? Die Punze wirkt auf mich entsprechend. Also eine Art Auftragsarbeit? Und in welchen Stückzahlen wurden solche Tafelservice üblicherweise angefertigt? Ich meine: der Mahler muss doch wahnsinnig gerworden sein, nachdem er nur ein einziges Service mit hunderten von Alpenveilchen bemahlt hat? Und nun stelle man sich vor, dass er davon 10 oder 100 dekoriert hat!!!!
Unsere "Alpenveilchen" gefallen mir ausgenommen gut. Sogar wesentlich besser als die Dekor in den beiden Angeboten der Bucht. Ich mag die feinen, zarten Motive, durch die es eleganter und weniger überladen wirkt. Ich müsste es meiner Mutter nicht einmal "abschwatzen". Sie würde es mir sofort schenken. Vermutlich würde ich es sogar gelegentlich mal verwenden (auch wenn ich jedes Mal panische Angst davor hätte, dass noch mehr zu Bruch gehen könnte). Aber ich habe nicht den Platz, es standesgemäß aufzubewahren. Und ich denke, dass die alte Dame sich einfach mal wieder einen schönen Urlaub gönnen sollte. Deshalb sollte sie es nicht einfach nur verschenken.
Mir geht es momentan aber gar nicht so sehr um eine Wertfindung. Ich möchte erstmal die dazu gehörende Geschichte kennenlernen (und dabei eben lernen!) Irgendwann werde ich es wohl mal ordentlich in Kisten verpacken, zu einem Fachmann bringen und es schätzen lassen. Dann werden wir überlegen, ob eine fachmännische Restaurierung Sinn macht, ob wir es behalten oder veräußern. Das eilt alles gar nicht. Momentan zählt nur die Geschichte
