Bergkristall hat geschrieben:
Deine vorgestellten Broschen sehen mir eher aus wie jüngere Stücke, wie 70/80er Jahre Schmuck, der sich gerne an Art Deco Designs anlehnte.
Der schwarze "Stein" kann Onyx oder Glas sein. Onyx hat Härte 7, Glas 5-7 je nach Qualität. Damit kann eine Unterscheidung über die Ritzprobe auch nicht in allen Fällen helfen. Am ehesten sieht man das bei Facettenkanten, die z.B. die schmale Brosche mit den zwei Bommeln hat, aber da ist das Bild nicht scharf genug.
Hallo Bergkristall,
Palöographie...? Wooow - das hört sich ja extrem interessant an. Glückwunsch zu diesem Aufgabengebiet!
Vorweg schicken möchte ich, dass ich zu jenen gehöre, die ihren Schmuck schönreden und nur an Argumenten interessiert sind, die das Stück älter-besser-teurer machen. Mir geht es immer um die Annäherung an die historische Wahrheit.
Ich "befürchte", wie Du, das die gezeigten Stücke - leider mit endlos schlechten Fotografien (blame it on my wife - haaa...) - tatsächlich späteren Datums, bzw. neueren Datums sind. Die 80-er Jahre - obwohl bisher reine Gefühlssache - scheinen auch mir wahrscheinlich. Das Problem ist natürlich, dass ich gerne sicher sein würde- hauptsächlich um Lehren ziehen zu können für den nächsten Kauf, aber auch deshalb, weils mich einfach interessiert.
Zustimmen muß ich Dir ebenfalls was meine Einschätzung von ART DECO angeht. Das habe ich zwar so geschrieben, gemeint war es jedoch nur als ungefährer Anhaltspunkt.
Völlig überrascht bin ich, dass auch Du die Einschätzung unserer "Vorredner" teilst, was "800" vs. "925" angeht. Zwar mag es zutreffen, dass tatsächlich beide Punzierungen möglich waren, aber dennoch bleibt die offene Frage - auch von Dir unbeantwortet - wann denn nun "925" zum ersten mal benutzt wurde! Zumindest eine solche Auskunft würde einen kleinen Schimmer Licht auf die Frage werfen, ab wann "925" benutzt wurde!
Meine eigentliche Frage war und ist jedoch, ab wann "925" ÜBERWIEGEND oder AUSSCHLIESSLICH benutzt wurde. Du wirst ja nicht sagen wollen, dass "800" noch heute benutzt wird (ungeachtet absoluter Ausnahmen).
Was ich vermisse - nicht das ich eine Aussage dazu "erzwingen" möchte - ist die Aussage die ungefähr so lauten könnte: "Zwar wurden sowohl die Punzierungen 800 als auch 925 über einen langen Zeitraum wechselseitig benutzt, aber als Anhaltspunkt kann man sagen, dass die Wahrscheinlich das ein mit 800 punziertes Stück "alt" ist größer ist als ein mit 925 gestempeltes Teil. Oder kann man nicht einmal das sagen?
Wenn nicht, würde es bedeuten, dass sowohl 1920, als auch 1940 die Punzierungen 800 und 925 zu jeweils 50% eingesetzt wurden. Es soll nicht arrogant oder besserwisserisch klingen, aber gestatte mir zu sagen, dass ich mir das BEIM BESTEN WILLEN nicht vorstellen kann. Es würde - wenn nichts Anderem - auf jeden Fall der Logik oder der Wahrscheinlichkeit widersprechen, meine ich!
Interessant Dein Hinweis auf "geschliffene" Kanten. Diese Schliffspuren sehe ich mit der Lupe eindeutig - ringsumlaufend an der Brosche mit dem größten ovalen Stein z.B. (aber auch anderen). Das spricht eindeutig gegen Glas, was ja formgegossen (Mold) wäre und daher nicht bearbeitet werden müßte. Kann man aus dieser Tatsache (also Onyx, kein Plastik oder Glas) vielleicht eine (grobe) Zeiteinstufung vornehmen? Spricht die Onyxtatsache eher für alt, mittelalt oder neu - oder könnte echter Onyx zu allen Zeiten (ab ca. 1900) benutzt worden sein?
Wie Du siehst geht es mir um eine Altersbestimmung. Das ist wichtig für meine Frau, die ihre Sachen auf einer Website anbietet, die nur "vintage oder älter" zuläßt. Zudem ist meine Frau krankhaft ehrlich (smiling...). Wenn ich schon mal sage: "schreib' doch einfach ART DECO", dann kann mir aber was anhören! Mit anderen Worten: Meine Frau kann und will die ca. 14 gjüngst ekauften Teile nicht weiter veräussern, so lange wir keine eindeutigen Infos zum Alter haben.
Gibt es keine anderen Indikatoren, die Rückschlüsse aufs Alter zulassen? Z.B. die Funktionsweise des Verschlusses einer Brosche? Waren die durchgängig gleicher Technik ab 1900 und bis heute? Gebrauchsspuren oder eindeutige Patina habe ich keine entdecken können (Gutes Silber ist jedoch eindeutig bestätigt), aber da mir die Erfahrungswerte fehlen, ist diese Aussage nicht von großer Bedeutung.
Wenn wir davon ausgehen, dass diese Schmuckstücke neueren Datums sind - sagen wir mal 1985 hergestellt wurden - kann man sagen wo sie hergestellt wurden? Gibt es da eine Eingrenzung möglicher Kandidaten? Ist es Handarbeit? Kann man das feststellen und wie macht man das?
Gibt es aufklärende Literatur zum Thema, die mir/uns weiterhelfen könnte eine Identifikation vorzunehmen?
Und preislich? Wie würdest Du einen fairen Wiederverkaufspreis ansetzen?
Zu meinem Einstandspreis möchte ich mich erst später äussern, damit ich Dich (und evtl. andere Leser) nicht so-oder-so beeinflusse!
Lange Post - sorry, wenn das ein Overkill war!
Jürgen