Wurtsasse hat geschrieben: ↑Donnerstag 9. Oktober 2025, 20:49
Kann mir hier jemand sagen, ob die Tasse tatsächlich von Sèvres stammt und ob sie wirklich aus dem Jahre 1771 ist?
Interessant wäre auch, wie sie preislich einzuschätzen ist.
Hallo,
hab jetzt erstmal die andere Veranstaltung 'besucht', aber ... lasse'mer das. Bzw. warum sind hier nicht mehr/alle Bilder ? es gehen 2-5 in einen Post, hat man mehr, weitere befüllen. Drehen kann man die beim Hochladen übrigens auch, speichern nicht vergessen. Qualitativ bessere Fotos kann man übrigens bekommen, wenn vor der Tür, draußen geknipst wird, falls eine Kamera drin bei der Schärfe 'schwächelt' und eben pixelt oder schliert.
Da vermutest Du auch Stulz, Straßburg? ist ja schon ein gewisser zeitlicher Unterschied, oder? Was sich die Leutz im Zuge der Antik-Welle zur Hoch-Zeit der 1970/80er Jahre alles gekauft haben oder auch mit schönen Geschichten dazu haben 'als' andrehen lassen - das ist 'ne Menge. Originale als auch Nachahmungen aus verschiedenen Perioden. Hinzu kommt, dass der Preisverfall einen Großteil auch originaler Objekte betrifft; bis auf Spitzenerzeugnisse und ganz besondere Dinge. Ein Teil steigert sich weiter, der Rest dümpelt; es gibt quasi einfach zu viel und das Sammeln in der breiten Masse lässt nach und nächer. Aber auch: eine originale Sèvres-Tasse, heutzutage im vier- und fünfstelligen € oder USD Bereich gehandelt, wäre allein schon von daher nicht um wenige hundert Märker zu haben gewesen.
Hier wird Dir - selbst wenn
etwas (nicht die Tasse hier) nach einem Sèvres-Objekt aussehen würde, aber keiner eine Authentizität bestätigen - analysieren, was dazu schreiben ggf. - aber dann weiterschicken, weil den Rest machen Profis im richtigen Leben. Ebenso Preis-Schätzungen, da das was mit Marktgegebenheiten zu tun hat, bei denen sich jemand jeweils auch speziell auskennen muss. Und wenn das wäre, wonach gefragt wurde, erst recht. Beides kein wirklich Ding für Laien-Foren.
Dann: bei auch nur dem Hauch einer Vermutung in Richtung der Manufacture Nationale de Porcelaine de Sèvres bräuchte es bessere Fotos, ja. Hier ist jedoch uneigentlich. Ok, vllt. lieg ich daneben, aber würde das ausschließen.
Man sollte zumindest die Basics bei solchen / diesen Marken in Frage können und allein damit lautet die Diagnose: mit ziemlicher Sicherheit nicht von da und nicht von dann. Mehr als ein Grund - sowohl auf der Tasse, als auch auf der Untertasse sind die Doppel-L nicht vollständig. Stattdessen sieht man auf der Untertasse einen großem goldenen Kreis - unwahrscheinlich, dass der durchleuchtbar ist, aber wahrscheinlich eine Bodenmarke eines (anderen) Porzellanherstellers überdeckt.
Das gemeinte Porzellan war für höchste Kreise bestimmt und musste von exzellenter Qualität sein, der Scherben wie die Glasur und die Bemalungen. Und die Bodenmarke entsprechend, auch wenn die oft krumm aussahen. Aber auch: bei Sèvres war es bis 1769 weitestgehend Weichporzellan, dieses fein-zierlich gefußte Tässchen sieht aber nach Hartporzellan aus. Von der Form her eh später, stilistisch Empire-Zeit. Und ja, es gab eine doppel-L-Bodenmarke in Sèvres mit dem Jahresbuchstaben S genau für 1771: bei Hartporzellan war aber eine Krone drüber. Und Malerkennungen und ggf. noch weitere Markierungen - es ist eine der meistgefälschten und nachgeahmten, look-alike und 'Anmutung'- Marken überhaupt. Nicht zuletzt weil damit S wie Sèvres assoziiert werden soll und Nachamer bis hin zu nicht wussten, es ein Datumsbuchstabe war.
Schau im Netz nach Sèvres 1771, dann wird es deutlich, gekennzeichnet bestenfalls mit 'Stil', Replik o.ä.. Aber Anbieter scheuen auch nicht davor zurück, nur auf Basis einer aufgepinselten Marke und die im Vergleich mit einer in einem online-Verzeichnis (von der nicht bekannt ist, ob authentisch oder nicht) ihre Sachen als 'echt' anzubieten - ein Bsp.
[Gäste sehen keine Links] - wenn das wahr wäre, fehlen da dann nicht ein paar Stellen vor dem Komma?
Ansonsten: es soll def. nicht überheblich sein, aber wenn man es weiß, braucht es keine Bilderrückwärtssuche oder AI, sondern nur drei Worte, um Tassen genau in der Form online zu sehen (andere Bemalung, aber darum geht es erstmal nicht) - weil die ist bekannt und typisch für Limoges wie
[Gäste sehen keine Links] [Gäste sehen keine Links] - oder in der Version für Tee
[Gäste sehen keine Links] - und
[Gäste sehen keine Links] - zeitliche Angaben der Anbieter außen vor.
Dann dazu die Bemalung - das ist schon gut & artig gemacht, aber diese, dicke matte rotbraunmetallic-reliefartige Ausführung: glaub das wäre damals nicht so das was gewesen. Zitat der Manufaktur " ... ein reines und glänzendes Gold; es handelt sich um reines 24-karätiges Gold und niemals um ein Amalgam mit einem minderwertigen Metall, das Relief und ein mattes Aussehen verleiht..."
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Einfache Übung, sich optisch schlau zumachen: möglichst bestätigte Originale ansehen, wie die aussehen, hilft am allermeisten. Von der Manufaktur oder auch anderen namhaften frühen aus der Zeit; Meissen und KPM usw.. Denke im Folgenden, die wissen, was sie tun
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Ob nun der Dekorateur der Tasse das so drauf getan hat oder noch später weranders - das wird sich kaum nachweisen lassen.Im besten Fall wäre es Stulz, der hat immerhin Namen & Ruf
[Gäste sehen keine Links] - aber quackelt da auch nicht mit halben Marken rum sondern macht das ganz ordentlich 'nach', nur ein Bsp.
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Das hat m.M. auch nichts mit Samson, sonstigem Porcelaine de Paris oder woanders zu tun. Aber wer, wann und wo genauer? kann ich nicht einordnen. Spätestens an dem Punkt ist man dann auch mit monetären Sachen irgendwo im freien Fall, weil: woran irgendwas festmachen? außer dass das Porzellan der Tasse aus Frankreich und da wahrscheinlich Limoges stammen könnte.
Sorry für das alles, es gibt Nachlässe mit unerwarteten Schätzen, aber leider auch viele, wo immer gedacht wurde das, nur eben ... wichtig war & ist oft was ganz Anderes, was dann einen höheren bezahlten Betrag wettmacht: das Gefühl der
'meine Josephien-Tasse', damit gelebt es schön und besonders empfunden zu haben
Es bleibt halt wie anfänglich gesagt der wichtigste Tipp, einen Fachmenschen im richtigen Leben danach zu fragen; Auktionshaus z.B., um ja oder nein zu sagen, vor allem aber um die Tasse zeitlich einhängen zu können
Gruß
nux