Pladdix hat geschrieben: ↑Montag 9. September 2024, 08:57
2. Löffel 1: Kann man durch das Nesselblatt auf das Material zurück schließen? Ich bin davon ausgegangen, dass es dazu separate Punzen (lötig, Lot) gibt.
ganz allgemein - Stadtmarken: besser Beschauzeichen, kommen mit und ohne Angaben für Lot Silber vor. Man muss sich das System (oder die) dahinter vergegenwärtigen. Vereinfacht ausgedrückt gab es in einer Stadt festgelegte Vorgaben, wie der Mindestfeingehalt dort sein sollte. Daraufhin wurden fertige Werkstücke von Beschaumeistern oder -ämtern kontrolliert (gab mehrere Bezeichnungen für diese Tätigkeit, auch je nach Gegend). War alles ok, dann bekam ein Objekt eben diesen sozusagen Garantie-Stempel - s. kurz dort
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Nur eine Lötigkeit und Meistermarke gepunzt kann z.B. sein, dass es keine Stadtmarke gab oder aber keine Beschau. So dass ein Meister damit selbst für seine Arbeit einstand.
Lot gestempelt wurde zusätzlich zum Beschauzeichen auch bspw., wenn es (erlaubte) Abweichungen vom Standard nach unten oder oben gab.
Und es gibt auch Stadtzeichen, wo ein Buchstabe oder Symbol und eine Zahl für die Lötigkeit kombiniert vorhanden sind. Es gibt drüber hinaus aber auch noch so einige weitere Varianten; das ginge an dieser Stelle vllt. zu weit.
Das Nesselblatt galt nicht für ganz SH, es verwendeten aber mehrere Städte - und ja, das besagt Silber. I.A. kann man im nördlichen Teil des heutigen Deutschland dabei von 12 Lot ausgehen; im Süden meist 13 Lot. Aber auch: in SH muss man ggf. die jeweilige Zeit mit bedenken und das Wo dort, denn teilweise waren Gebiete hier ja entweder dänisch oder unter solcher Verwaltung. Je weiter man im Norden ist, desto häufiger sind es auch nur 11 Lot oder weniger. Das sind dann jeweils mehr Einzelfallbetrachtungen.
Pladdix hat geschrieben: ↑Montag 9. September 2024, 08:57
1. Kann mich jemand allgemein über diese Löffel aufklären? Wurden diese früher zu besonderen Anlässen verschenkt?
ein Löffel war - neben einem Messer - schon seit Jahrhunderten das wichtigste Utensil zum Essen. Hirsebrei? Milch- oder Gemüsesuppe? Daraus entstand die Tradition der Patenlöffel, oft als Taufgeschenk eben des/der Paten. In Silber bei einigermaßen betuchten Schenkern, die sich eben hinten verewigten. Im ganzen norddeutschen Raum ist diese Pünktchengravur verbreitet zu finden. Vorne kamen oft noch Initialen drauf, damit sich da keiner dran vergriff. Weder beim gemeinsamen Essen aus einem Pott, noch so. Mehr auch z.B dort und wann/warum Silber
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Pladdix hat geschrieben: ↑Montag 9. September 2024, 08:57
3. Wie ist eure allgemeine Einschätzung bezüglich des Materials?
alle drei Löffel dürften schon Silber sein; da was zusätzlich herausfinden zu wollen - ?? kann man zwar mit Säure oder anderen Probiermethoden testen; halte ich jedenfalls hier nicht für erforderlich. Gold- und Silberschmiede fertig(t)en, 'schmiedeten' Gegenstände aus Edelmetallen, handeln/handelten aber auch mit fertigen Erzeugnissen, die sie z.B. nicht selber herstellten/herstellen konnten. Reine Juweliere hingegen sind nur Handelsleute. Mit Beginn der Industrialisierung kam es eben auch zu Spezialisierungen und vermehrter Massenfertigung von (mehr) Besteck in Fabriken. Da hat dann nicht jeder Silberschmied jeden Löffel (Messer, Gabel etc.) mehr selber gemacht, sondern in einer von vielen Silberwarenmanufakturen bestellt/zugekauft/vertrieben. Ob dann ggf. noch einige Verzierungen / Gravuren ggf. nachträglich gemacht wurden, kann auch sein.
Mir ist eben auch noch eingefallen, dass es hier schon einmal einen Löffel gestempelt A. Prüss gab (abgelesen PRUSS) - ebenfalls mit eine Anker, da aber auch noch mit Buchstaben anbei - ein Beitrag mit vielen ähnlich gelagerten Fragen & Erläuterungen
www.dieschatzkisteimnetz.de/viewtopic.p ... 12&p=90263
Da ließ sich diese dadurch aber Reusch & Söhne, Elmshorn zuordnen. Dementsprechend würde ich das B bei diesem Bsp. nur für eine Fehlablesung halten und den Löffel als ebenfalls von Reusch vermuten
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Hier in Deinem Fall, wo ein fast gleicher Löffel mit einem andere Verkäufernamen nachweisbar und vom Muster her auch nicht so sehr typisch für SH ist - die da eben nochmal
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