Also, weil hier sich bislang noch niemand zu geäußert hat, hole ich mal meinen Senftopf raus.
Ich muss gestehen ich habe keine Ahnung was ein „Röhntisch“ wäre, und auch Google lieferte da keine hundertprozentige Erklärung, allerdings ist es definitiv kein Altartisch.
Wenn man sich ihn anschaut, fallen zwei Details auf.
Erstens, dass die Platte und das Gestell ganz andere Farbe und wohl auch Holzart haben. Aber auch von der Größe und Gestaltung her wirkt es irgendwie nicht zueinander gehörig. Während das Gestell aufwendig geschnitzt ist, ist die Platte sehr einfach gehalten. Daher vermute ich ist die Tischplatte irgendwann ersetzt worden.
Dann natürlich die Schnitzereien selbst. So alt wie sie wirken wollen, nämlich nicht einfach nur mittelalterlich sondern schon eher normannisch, hier ein paar Beispiele
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kann der Tisch von der Bauart gar nicht sein.
Auch ist bemerkenswert der Qualitätsunterschied der floralen Elemente zu dem Bauwerk welches wohl eine Burg oder eine mittelalterliche Stadt darstellen sollte. Der Schubladenbeschlag möchte ebenfalls sehr alt sein ist aber mit gleichsam gealterten aber recht modernen Schlitzschrauben befestigt und hat ein Schloss welches es in der eigentlichen Zeit so nicht gegeben hätte. Auch die Bauart der Schublade spricht eher für ein sehr viel jüngeres Alter.
Daher gibt es für mich nur eine Zeit die da ins Auge sticht. Die der Burgromantik. Und von der Art des Tisches würde ich ihn (also die ältesten Teile von ihm) mit späten 19e Jahrhundert – Anfang des 20en Jahrhunderts (vor dem ersten Weltkrieg) datieren.
In der Zeit der Burgromantik entdeckte man die alten Ruinen für sich. Adelige aber auch reichere Kaufläute kauften sich allerhand Burgen und deren Ruinen und gestalteten sie nicht in der Art wie sie original mal gewesen waren, sondern wie man sich das Mittelalter märchenhaft vorstellte. Und die Innenausstattung war dann natürlich ein Problem. Echte mittelalterliche Möbelstücke waren damals schon fast genau so rar wie heute. Also ließ man sich neue bauen, ebenfalls in einer romantischen Vorstellung von der Zeit. In der Gründerzeit gab es noch eine Besonderheit dafür. In den Städten wurden massenweise alte Fachwerkhäuser abgerissen und mit den später als Gründerzeithäuser Bezeichneten ganze Straßenzeilen ersetzt.
Dadurch wurden Unmengen echten alten Holzes frei welches dann für solche pseudomittelalterlichen Stücke schon mal gerne verwendet wurde.