Kleist hat geschrieben: ↑Freitag 22. November 2019, 18:11
muss nur daran denken was meine Omas so früher gekocht haben. Heute möchte man es nachlochen, aber es ist komisch es schmeckt nicht so wie in der Erinnerung. Stimmt doch oder.

jain - dafür kann es mehrere Gründe geben. Erstens verändert sich der eigene Geschmackssinn oft mit den Jahren, aber das viel Entscheidendere ist glaube ich, dass die Zutaten heute sich verändert haben. Viele Lebens- und Nahrungsmittel werden anders hergestellt, Obst/Gemüse unterliegt Neuzüchtungen etc. - das Ergebnis bei gleichem Rezept ist oft komplett anders. Nicht nur als in der Erinnerung - es ist. Ich koche öfter einige unserer traditionellen 'Familiengerichte' für meine hochbetagte Ma und das klappt auch wie anno dazumal. Aber vor allem, weil ich hier in der Gegend bei Bedarf direkt Zugriff auf eine 'gediegene' (auch inzwischen Bio-)bäuerliche Rohstoff-Versorgung mit tw. alten Sorten habe. Milch auch aus einem Kuhstall bekommen kann, wo die Viecher viel draußen sind, der Schlachter aus einem kleinen Nachbarort noch handwerklich fertigt usw.
Obwohl regional also vorziehe, auch Öko-Sünden begehe, wie bei Butter. Die einzige, die m.E. noch schmeckt wie zu Kinderzeiten, kommt aus IRL. Ja, auch wohl, weil die Kühe da hauptsächlich Gras fressen und keine Silage & Kraftfutter wie hier meist. Da sie ansonsten Turbo-verhungeren würden. Ganze Landstriche sind hier inzwischen völlig kuhleer; die stehen im Stall und die sauberen & ordentlichen Wiesen werden nur noch gemäht und fertig. Keine Fladen, keine Maden, kein Unkraut, keine Blüten, keine Insekten, keine Vögel, kein gar nichts mehr. Und die Butter schmeckt fettig-fade eben, die Milch seltsam bitter.
Wer z.B. mal versucht hat mit 'länger haltbarer' oder gar H-Milch zu backen oder zu kochen und Galas für Apfelkuchen nimmt, Plastikfutter, also eingeschweißte Sachen verwendet - tja. Aber es merken nur die, die den Unterschied überhaupt noch kennen. Da sich auch die meisten Leutz scheint's heutzutage eh von (überwürzten?) geschmacks- und crunch-optimierten (Halb-) Fertigerzeugnissen der Nahrungsmittelindustrie verpflegen (wenn ich so sehe, was da alles auf's Band wandert) - nun denn. Aber auf der anderen Seite dann die hochgezüchteten Koch- und Backshows im TV, wo jeder fast für mindestens einen Stern gut ist? Restaurant-, Rezept- und Köche-Kult? Foodblogger? aber wie viel % können noch grundlegend / durchgängig fast alles zubereiten? da passt vieles nicht mehr zusammen
Das war schon 2017
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