immer wieder lese ich, dass Ihr zur Identifizierung und Einordnung von alten Gegenständen nach Familiengeschichten fragt. Das ist ein guter Ansatz und die Geschichten sind auch interessant, finde ich. Aus aktuellem Anlass habe ich gerade eine Geschichte recherchiert und nutzbringend verwendet, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Obwohl sich keine Frage an die Soßenkelle knüpft, hattet Ihr hoffentlich doch Spaß an der Lektüre.Meine liebe Ch...,
anlässlich Deines Fünfzigsten komme ich mir vor wie der verlängerte Arm von
Vati, Opa und Opas Vater, unserem Urgroßvater Paul N...:
Paul, von Beruf Exportkaufmann, wurde am 26.10.1910 fünfzig Jahre alt. Er
erhielt als Firmengeschenk eine versilberte Soßenkelle mit eingravierten
Initialen. In heutiger Zeit hätte er vielleicht ein personalisiertes Grillset
bekommen; und falls noch höher in der Karriereleiter damals, vielleicht ein
Tranchierbesteck anstelle der Soßenkelle. Vati hat seinen Opa Paul nie
kennengelernt, denn der starb schon 1924 mit 63 Jahren. Die Kelle wurde in
der Familie N... in Ehren gehalten und bei guten Gelegenheiten gern
benutzt. Man sieht es am Silberabrieb an der Auflagestelle des Schöpfteils.
Mit ihrem geradlinigen Muster Ähren (WMF Modell 42) war die Kelle ein
schönes Geschenk für einen Mann. Der Entwurf stammt von ungefähr 1907.
Antiquarisch und via Internet sind Besteckteile immer noch erhältlich. Wenn
Du die Punzen auf der Rückseite des Stiels mit einer starken Lupe betrachtest,
erkennst Du einen Bienenkorb, oben mit halbkreisförmiger transparenter
Rundung, unten im Korb ein auf der Spitze stehendes Quadrat, in dem unten
WMF steht und oben ein Vogel Strauß von rechts nach links rennt. Das war
das Warenzeichen von WMF für Versilbertes von Juni 1910 bis 1925.
Und nun wirst Du, Pauls jüngste Urenkelin, fünfzig Jahre alt. Aus diesem
Grund übergebe ich das Firmengeschenk Dir. Alle drei Vorväter würden das
gutheißen und Dir jetzt gratulieren.
Auch wir...

Emmi