Dreibeinhocker
Die faszinierende Welt antiker Möbel und Stilmöbel!
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- emil17 Offline
- Neuling
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Dreibeinhocker
Ich war gerade im richtigen Moment bei der Grobmüllannahmestelle um dieses Ding da aus der Altholzmulde zu retten. Zu schade um als Heizmaterilal in einer Kehrichtverbrennungsanlage zu dienen.
Alte Leute aus dem Ort haben mir gesagt, dass diese Art Sitzmöbel früher auf den Maiensässen verwendet wurden. Maiensässe sind im Frühsommer und Herbst jeweils wenige Wochen benutzte Hütten ausserhalb der Siedlungen mit Kleinviehstall, und primitiver Wohnmöglichkeit, d.h. offener Herd als Kochstelle und Schlafkammer. Man hätte, während dem man das Vieh hütete, genug Zeit gehabt solche Dinge zu schnitzen. Als Werkzeug war meist nur ein Taschenmesser, eine Axt, ein Stemmeisen, eine Brennholzsäge und viel Zeit vorhanden.
Eigentlich ist es ein typisches Volkskundeobjekt. Ich hoffe, die Themengruppe "Antike Möbel und Stilmöbel" wird dadurch nicht allzusehr strapaziert.
Sitzhöhe knapp 30 cm, aus Teil einer Fichtenkrone mit passendem Astansatz ausgesägt. Die Sitzfläche wurde wohl auch als Unterlage zum Hacken von Reisig oder dergleichen missbraucht. Weil sich das Holz später irgendwann längs gespalten hat, hat man den Hocker mit grossen Drahtstiften wieder zusammengenagelt.
Auf der Unterseite wurden die Astansatzwülste weggesägt, um eine halbwegs glatte Fläche für die Inschrift zu erhalten. Das sind vermutlich die Initialen des Meisters. Weil viele Leute gleiche Familiennamen hatten, wurden oft Symbole verwendet, die auch leichter einzukerben waren.
Alte Leute aus dem Ort haben mir gesagt, dass diese Art Sitzmöbel früher auf den Maiensässen verwendet wurden. Maiensässe sind im Frühsommer und Herbst jeweils wenige Wochen benutzte Hütten ausserhalb der Siedlungen mit Kleinviehstall, und primitiver Wohnmöglichkeit, d.h. offener Herd als Kochstelle und Schlafkammer. Man hätte, während dem man das Vieh hütete, genug Zeit gehabt solche Dinge zu schnitzen. Als Werkzeug war meist nur ein Taschenmesser, eine Axt, ein Stemmeisen, eine Brennholzsäge und viel Zeit vorhanden.
Eigentlich ist es ein typisches Volkskundeobjekt. Ich hoffe, die Themengruppe "Antike Möbel und Stilmöbel" wird dadurch nicht allzusehr strapaziert.
Sitzhöhe knapp 30 cm, aus Teil einer Fichtenkrone mit passendem Astansatz ausgesägt. Die Sitzfläche wurde wohl auch als Unterlage zum Hacken von Reisig oder dergleichen missbraucht. Weil sich das Holz später irgendwann längs gespalten hat, hat man den Hocker mit grossen Drahtstiften wieder zusammengenagelt.
Auf der Unterseite wurden die Astansatzwülste weggesägt, um eine halbwegs glatte Fläche für die Inschrift zu erhalten. Das sind vermutlich die Initialen des Meisters. Weil viele Leute gleiche Familiennamen hatten, wurden oft Symbole verwendet, die auch leichter einzukerben waren.
- Schmidtchen Online
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Dreibeinhocker
Hallo, interessantes Teil.
Ursprünglich waren diese 3beinigen Hocker Melkschemel.
Zumindest kenne ich sie daher.
Ursprünglich waren diese 3beinigen Hocker Melkschemel.
Zumindest kenne ich sie daher.
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- lins Offline
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Dreibeinhocker
Hi Emil,
da hast Du gut aufgepasst. Tolle Rettungsaktion und danke, dass Du uns das zeigst. :slightly_smiling_face:
Eine Sitzgelegenheit, die gewiss nie wackeln wird.
Ich musste sofort an die Astquirle denken, die mein Opa in der Nachkriegszeit aus den Christbaumspitzen geschnitzt hat. Das hatte mich als Junge stark beeindruckt und wahrscheinlich auch beeinflusst in meiner Einstellung gegenüber Handgemachtem und alten Traditionen.
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Der Buchstabe, der beim ersten Ansehen als "U" daherkommt, könnte auch eine römische "II" sein. Unten sind auch Serifen zu erahnen.
Diese Art der Nummerierung wurde zur Unterscheiding gleicher Namen in der Dorfgemeinschaft auch manchmal verwendet.
Gehört das "A" vielleicht zu einem "AD" wie Anno Domini? Ja, 1850 oder 1852 würde ich auch lesen.
[Gäste sehen keine Links]
Grüße
Lins
da hast Du gut aufgepasst. Tolle Rettungsaktion und danke, dass Du uns das zeigst. :slightly_smiling_face:
Eine Sitzgelegenheit, die gewiss nie wackeln wird.
Ich musste sofort an die Astquirle denken, die mein Opa in der Nachkriegszeit aus den Christbaumspitzen geschnitzt hat. Das hatte mich als Junge stark beeindruckt und wahrscheinlich auch beeinflusst in meiner Einstellung gegenüber Handgemachtem und alten Traditionen.
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Der Buchstabe, der beim ersten Ansehen als "U" daherkommt, könnte auch eine römische "II" sein. Unten sind auch Serifen zu erahnen.
Diese Art der Nummerierung wurde zur Unterscheiding gleicher Namen in der Dorfgemeinschaft auch manchmal verwendet.
Gehört das "A" vielleicht zu einem "AD" wie Anno Domini? Ja, 1850 oder 1852 würde ich auch lesen.
Irgendwie erinnert mich die Form auch an eine Dengelbank, vielleicht wurde Deine Bank dafür "missbraucht"?
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Grüße
Lins
- Schmidtchen Online
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- Reputation: 4394
Dreibeinhocker
Gedengelt hat man aber nur auf dem Eisen.
Ich weiß nicht ob es da einen speziellen Namen für diesen kleinen Eisenamboss gibt.
Wir haben den einfach in den Hackklotz gehauen und dann die Sense darauf gedengelt.
Bei diesem Schemel hätte man natürlich auch den Amboss reinhauen können und wurde auch bei vergleichbaren Stücken gemacht.
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Aber auf dem Holz hat natürlich niemand gedengelt.
Hier hat wahrscheinlich eher ein Kind ein wenig Reisig zerhackt mit einem Messer.
Anstatt es mit einem Beil auf einem Hackklotz zu machen.
War wahrscheinlich zu jung für eine Axt.
Ich selbst habe mir dabei mit dem Beil als Kind den linken Daumen durchgehackt und musste dann damit zum Krankenhaus laufen.
Hier übrigens wesentlich älter datiert.
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Aber auch heute gibt es dafür noch Anleitungen
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Bei Holz ist es immer schwer nur vom Auge das Alter einzuschätzen
Ich weiß nicht ob es da einen speziellen Namen für diesen kleinen Eisenamboss gibt.
Wir haben den einfach in den Hackklotz gehauen und dann die Sense darauf gedengelt.
Bei diesem Schemel hätte man natürlich auch den Amboss reinhauen können und wurde auch bei vergleichbaren Stücken gemacht.
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Aber auf dem Holz hat natürlich niemand gedengelt.
Hier hat wahrscheinlich eher ein Kind ein wenig Reisig zerhackt mit einem Messer.
Anstatt es mit einem Beil auf einem Hackklotz zu machen.
War wahrscheinlich zu jung für eine Axt.
Ich selbst habe mir dabei mit dem Beil als Kind den linken Daumen durchgehackt und musste dann damit zum Krankenhaus laufen.
Hier übrigens wesentlich älter datiert.
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Aber auch heute gibt es dafür noch Anleitungen
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Bei Holz ist es immer schwer nur vom Auge das Alter einzuschätzen
- emil17 Offline
- Neuling
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- Registriert:Samstag 20. Januar 2024, 20:05
- Reputation: 34
Dreibeinhocker
Danke für die Antworten!
Was die Datierung solcher "Möbel" angeht, so haben die vermutlich seit ewigen Zeiten gleich ausgesehen. Dies ist bei vielen primitiven Gerätschaften der Selbstversorgerzeit der Fall - so etwa bei [Gäste sehen keine Links] mit Kesselhaken zum Kochen am offenen Feuer. Die in den Alpen bis nach dem Krieg in den Maiensässen gebräuchlichen Stücke sehen genau gleich aus wie Funde aus römischer Zeit.
Bei datierten Stücken aus Online-shops, oder ebay, wo der Verkäufer für die Beschriebung alleine zuständig ist, sollte man sowieso vorsichtig sein. Ich hab da beispielsweise schon Petrollampen "aus dem 18. Jahrhundert" angeboten gesehen. Das ist unter anderem deshalb interessant, weil es vor Ende der 1850er Jahre Petroleum als Leuchtöl gar nicht gab.
Zum dengeln: Dengeln tu ich selber ... dazu nahm man in meiner Gegend einen massiven Holzblock mit dem Dengelamboiss drin, manchenorts stationär auch einen Stein. Die im Link gezeigten Bänke mit Dengeleisen sind bei uns nicht üblich.
Als Hocker zum Dengeln hätte das Dreibein aber getaugt, und ist wohl auch dazu verwendet worden.
Für ins Feld hatte man Dengeleisen mit einem Erdspoiess und einem Kreuz aus Flacheisen, damit das Dengeleisen nicht immer weiter in die Erde geht. Die konnte man in die Erde stecken und dann auf dem Boden sitzend dengeln; das Sensenblatt ruht dabei auf dem Knie. Später wurden Dengeleisen oft aus abgenudelten Sprenglochbohrern gemacht.
So was hatte man beim Mähen von Almwiesn immer dabei, weil man weit weg vom Hof war und man durch Nachdengeln der Sense wieder eine Schärfe hinbekommt, wenn Nachwetzen nicht mehr viel bringt. Dengeln geht recht schnell, wenn man es raus hat und nicht zu lange damit wartet - wie allgemein beim Nachschärfen von Schneidwerkzeugen.
Was die Datierung solcher "Möbel" angeht, so haben die vermutlich seit ewigen Zeiten gleich ausgesehen. Dies ist bei vielen primitiven Gerätschaften der Selbstversorgerzeit der Fall - so etwa bei [Gäste sehen keine Links] mit Kesselhaken zum Kochen am offenen Feuer. Die in den Alpen bis nach dem Krieg in den Maiensässen gebräuchlichen Stücke sehen genau gleich aus wie Funde aus römischer Zeit.
Bei datierten Stücken aus Online-shops, oder ebay, wo der Verkäufer für die Beschriebung alleine zuständig ist, sollte man sowieso vorsichtig sein. Ich hab da beispielsweise schon Petrollampen "aus dem 18. Jahrhundert" angeboten gesehen. Das ist unter anderem deshalb interessant, weil es vor Ende der 1850er Jahre Petroleum als Leuchtöl gar nicht gab.
Zum dengeln: Dengeln tu ich selber ... dazu nahm man in meiner Gegend einen massiven Holzblock mit dem Dengelamboiss drin, manchenorts stationär auch einen Stein. Die im Link gezeigten Bänke mit Dengeleisen sind bei uns nicht üblich.
Als Hocker zum Dengeln hätte das Dreibein aber getaugt, und ist wohl auch dazu verwendet worden.
Für ins Feld hatte man Dengeleisen mit einem Erdspoiess und einem Kreuz aus Flacheisen, damit das Dengeleisen nicht immer weiter in die Erde geht. Die konnte man in die Erde stecken und dann auf dem Boden sitzend dengeln; das Sensenblatt ruht dabei auf dem Knie. Später wurden Dengeleisen oft aus abgenudelten Sprenglochbohrern gemacht.
So was hatte man beim Mähen von Almwiesn immer dabei, weil man weit weg vom Hof war und man durch Nachdengeln der Sense wieder eine Schärfe hinbekommt, wenn Nachwetzen nicht mehr viel bringt. Dengeln geht recht schnell, wenn man es raus hat und nicht zu lange damit wartet - wie allgemein beim Nachschärfen von Schneidwerkzeugen.
- VintageMaren Offline
- aktives Mitglied
- Beiträge: 45
- Registriert:Dienstag 20. Februar 2024, 12:59
- Reputation: 67
Dreibeinhocker
Wow, sehr gut, dass Du es gerettet hast. Wäre unfassbar schade, diese geschichtlichen Werte zu zerstören.
Hab mir beim Entsorgungshof auch schon mal was aus dem Container gezogen, war zwar nicht antik, aber aus den 1970ern ein Telefon, sowas kann ich nicht liegen lassen.
Hab mir beim Entsorgungshof auch schon mal was aus dem Container gezogen, war zwar nicht antik, aber aus den 1970ern ein Telefon, sowas kann ich nicht liegen lassen.