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Hilfe bei der Altersschätzung einer Bauerntruhe

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  • l0ttch3n Offline
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Hilfe bei der Altersschätzung einer Bauerntruhe

Beitrag von l0ttch3n »

Hallo zusammen,

nach recht erfolgloser Internetrechere erhoffe ich mir nun hier eventuell ein paar Einblicke und Eindrücke.

Beim Hauskauf haben wir im Schuppen eine alte Truhe gefunden, die mein Papa nun für mich aufarbeitet. Als Hobbyhistorikerin finde ich es aber super spannend mal herauszufinden, wie alt die Truhe denn sein könnte. Wir selbst schätzen sie gerade so um die 1750 rum ein, von unserer Internetrecherche her.


Es ist eine Runddeckeltruhe aus massiver Eiche mit eisernen Beschlägen. Innen ist ein kleines Extrafach an der Seite (davon habe ich leider gerade kein Foto), die Ecken sind verzapft und alles ist mit Holznägeln zusammengefügt.
Leider hat sich die Zeit auch schon etwas an den Beschlägen zu schaffen gemacht und an den Scharnieren, sodass da schon etwas weggerostet ist.
Anbei aber mal die Bilder der Truhe.

Wir denken auch, es könnte eine Aussteuertruhe sein? Danke schonmal für eure Hilfe! :)
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  • rw Verified Offline
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Hilfe bei der Altersschätzung einer Bauerntruhe

Beitrag von rw Verified »

Hallo und herzlich Willkommen im Forum :slightly_smiling_face:

Ich glaube, Du sagst das Alter ziemlich genau als Mitte des 18. Jahrhunderts voraus. Die Eisenbeschläge waren handgeschmiedet und ursprünglich recht dekorativ. Die Ecken sind verzahnt und nicht eingemeißelt. Diese sind normalerweise unter einer vollständig gestrichenen Oberfläche oder Eisenbändern verborgen, sodass die Truhe möglicherweise einmal bemalt oder ziemlich dunkel gebeizt wurde oder die Metallbänder bis zum Boden weitergingen. Eiche ist jedoch ein Musterholz und wird normalerweise nicht gestrichen. Wenn dies jedoch der Fall ist, solltest Du Hinweise auf die Farbe in Rissen und anderen Bereichen sehen, die dem Ablösen widerstehen würden.
Du hast die Größe leider nicht angegeben, aber ich vermute, dass dieser Koffer eher für Reisen als für die tägliche Aufbewahrung von Bettwäsche gedacht war. Ich sage das wegen des gewölbten Deckels, der verhindert, dass andere schwere Gegenstände während des Transports darauf gelegt werden, und der Griffe an den Seiten. Bei Dower-Truhen waren normalerweise (aber nicht immer) die Initialen von Braut und Bräutigam auf beiden Seiten des Schlosses vorne sowie das Heiratsdatum aufgemalt. Dower-Truhen sind in der Regel recht groß und wurden oft 10 Jahre oder länger hergestellt, bevor das gemalte Datum anzeigt, dass ein Mädchen eine begonnen hat, als sie jung war und noch zu Hause lebte, sie im Laufe der Jahre mit Bettdecken und anderen Textilien auffüllte und dann An ihrem Hochzeitsdatum wurden das Hochzeitsdatum und die Initialen hinzugefügt, die entweder eingemeißelt oder bemalt oder gelegentlich, wie eine, die ich besitze, mit Blei eingelegt waren.
Du erwähnst ein Innenfach, in dem kleinere Kleidungsstücke wie Handschuhe aufbewahrt werden. Einige Leute nennen sie tatsächlich Handschuhboxen. Die meisten hatten einen Klappdeckel an den Enddübeln und darunter fanden sich manchmal zwei zusätzliche Schubladen mit Ringzügen. Diese unteren Schubladen waren manchmal abschließbar und lagerten Wertsachen wie Schmuck.
Das Bodenbrett, das vorne auf der Truhe sichtbar ist, scheint mir ziemlich hoch zu sein. Ich kann mich auf den Fotos nicht wirklich entscheiden, aber es ist möglich, dass die Unterseite der Truhe ein Ersatz ist. Es ist jedoch nichts Ungewöhnliches daran, wenn dies zutrifft, da viele dieser Truhen weit über hundert Jahre lang auf feuchten Erd- oder Steinböden standen.
Dein Vater scheint einen schönen Job mit der Restaurierung zu machen, basierend auf dem Bild des Deckels, den Du zeigst.
Vielen Dank, für das zeigen.

MfG
rw
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  • l0ttch3n Offline
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Hilfe bei der Altersschätzung einer Bauerntruhe

Beitrag von l0ttch3n »

Hallo rw!

Danke erstmal für das liebe Willkommen und für deine super ausführliche Einschätzung. Das klingt für mich echt spannend. Vor allem, dass sie wohl eher für Reisen war.

Mein Papa hat nun auch nochmal geschaut, Farbrückstände konnte er keine finden und auch nirgends Initialien. Allerdings hat er rote Stoffreste (Samt?) entdeckt: Da muss wohl in den Verzierungen der Metallbänder bei den Herzen und Rauten roter Stoff hinterlegt gewesen sein. Hast du von so etwas schonmal gehört?

Übrigens kommen wir aus Mitteldeutschland, in der Nähe der Elbe - vielleicht hilft ja auch die Lokalisierung :)

Und weißt du vielleicht, ob und was da mal für Füße drunter gewesen sein könnten? Bei der Restauration jetzt würde mein Papa ja gerne alles so gut wie möglich erhalten oder möglichst original nachstellen :)

Liebe Grüße
l0ttch3n
  • rw Verified Offline
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  • Registriert:Donnerstag 16. Februar 2006, 02:36
  • Reputation: 5946

Hilfe bei der Altersschätzung einer Bauerntruhe

Beitrag von rw Verified »

Hallo wieder. Umgang mit den Füßen Die ersten Reisekoffer wurden normalerweise nicht mit Füßen geliefert (es gibt einige Ausnahmen und diese sind in der Regel schlanke Schuhfüße), aber sobald eine spätere Generation von Besitzern sie in ein Heim zog, wurden oft Füße hinzugefügt, um sie von feuchten Böden fernzuhalten Sie nahmen viele verschiedene Formen an: komprimierte Kugel, Schuhfüße (im rechten Winkel von vorne nach hinten) und am häufigsten Klammerfüße. Da ich ziemlich sicher bin, dass es sich bei Deinem um einen Reisekoffer handelt, würde ich keine Füße hinzufügen, es sei denn, steht in einem feuchten Keller. Wenn ja, wäre die komprimierte Kugel die einfachste Anpassung. Ich lebe jetzt in Kanada, aber ich bin sicher, dass Du sie bei Dir in Versorgungsgeschäften kaufen kannst. Eine einzelne Schraube geht von der Mitte der Unterseite des Fußes in die Bodenplatte des Kofferraums. Die Installation dauert nur eine Minute. Sie werden immer unvollendet geliefert, sodass man eine Beize hinzufügen kann, der zum Kofferraum passt. Ich vermute, die Truhe hatte mal eine dunkle Beize. Die meisten taten es. Zu der Zeit, als die Truhe hergestellt wurde, waren nur 3 Hartholzoberflächen verfügbar: Leinöl. Bienenwachs und Lack. Eiche war, wie die meisten Harthölzer, ein Holz, das man sehen möchte (im Gegensatz zu Kiefer mit all seinen Astlöchern, die normalerweise bemalt wurden), damit das Ölfinish die schöne Maserung der Eiche hervorhebt und der Lack die Beize versiegelt und das Holz schützt vor Feuchtigkeit, Insekten und Missbrauch.
Was den roten Velours betrifft, so habe ich gesehen, dass zuvor unter Metallbändern einige Pennsylvania-Truhen, von denen ich annehme, dass sie von deutschen Beispielen abgeleitet waren. Ich nehme an, es dient dem doppelten Zweck, farbenfrohe Dekoration hinzuzufügen und zu verhindern, dass Rost das Holz des Kofferraums befleckt, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es eine andere Bedeutung hatte. Die roten Veloursunterlagen, die ich gesehen habe, hatten überbackene Kanten, aber ich kann im Moment keine online finden, was darauf hindeutet, dass dies möglicherweise keine übliche Praxis war.
Ich bin nicht überrascht, dass Dein Vater keine Initialen oder Farbnachweise gefunden hat, da ich nicht glaube, dass dies jemals eine Mitgiftkiste war. Als Reisekoffer wäre meine persönliche Entscheidung, es dunkel zu machen und die Füße wegzulassen, aber das hängt natürlich von Deine persönlichen Vorlieben ab.
Ich kenne keine spezifische Verbindung zur Elbe in Bezug auf der Truhe und roten Velour, aber das bedeutet nicht, dass dies nicht möglich ist. Vielleicht möchtes Du dich zu diesem Punkt bei den örtlichen Museumskuratoren erkundigen.
Es gibt eine andere Möglichkeit, dass dies ein anderer als ein Reisekoffer ist. Sehr große "Leinen" - Truhen haben die gleiche Form wie Deine, aber diese hatten fast immer Füße und eine Basisleiste, die vorne und an zwei Seiten verlief. Sie hatten auch ein kunstvolles geschmiedetes Eisenschild und schmiedeeiserne Scharniere, aber es war weniger wahrscheinlich, dass sie Metallbänder an den Kanten hatten, da sie nicht dem gleichen Missbrauch ausgesetzt waren wie Reisekoffer. Wenn Sie einen Wäschekoffer sehen möchten, weiß ich, dass das 1787 erbaute Schulte-Bisping-Bauernhaus (als ich vor Jahren dort war) einen im westfälischen Freilichtmuseum in Detmold ausgestellt hat, obwohl dieser einen großen, vollen Koffer umfasst Schublade unter dem Haupthohlraum des Kofferraums. Es ist jedoch mit einer Kuppel versehen und hat seitliche Griffe, aber keine Metallbänder an den Kanten.
Viele Möglichkeiten. Viel Spaß!

Hier gibt es verschiedene Füsse so wie auch verschiedene Truhen zu sehen: [Gäste sehen keine Links]

MfG
rw
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  • l0ttch3n Offline
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Beitrag von l0ttch3n »

Vielen lieben Dank nochmal für die ausführliche Antwort! Das hat meinem Papa schon sehr weitergeholfen und ist auch super interessant zu lesen. Ich werde mich da sicher noch etwas reinlesen zum Thema!
Danke nochmal und liebe Grüße!
  • [daZe] Offline
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Beitrag von [daZe] »

Im unteren Bereich der Truhe gibt es eine deutliche Verfaerbung.. vielleicht ist das ja ein Hinweis auf die Basisleiste.. Ich habe eine aehnliche Truhe gefunden, allerdings sind die Beschlaege deutlich grober geschmiedet und die Verzierungen sehr grob aus dem geschmiedeten Blech ausgemeisselt. Sie hat ebenfalls ein Handschuhfach auf der linken Seite (gehabt, ich werde es rekonstruieren, soweit moeglich) und eine Basis- und etwas schmalere Mittel-Leiste. Schoen war es ebenfalls hier zu lesen, dass das Holz sehr dunkel gefaerbt wurde, allerdings nach dem Anbringen der Leisten, es macht mir den Eindruck von Russ (scharfes s, - spanische Tastatur) und dann wurde die Truhe deckend bemalt, um eine dunkelbraune Holzoptik zu simulieren, allerdings nicht in den Ausmeisselungen der Baender. Sobald ich rausfinde, wie ich Speicher auf mein Handy krieg und Photos auf den Computer, mache ich mal einen Thread auf... die Fussleisten machen mir etwas Kopfzerbrechen bei der Renovierung, sowie die Frage, ob es unverzeilich war, den Lack zu entfernen O_o dein Thread hat mir jedenfalls in mancher Frage schon weitergeholfen :)
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Beitrag von Pontikaki Verified »

l0ttch3n hat geschrieben: Sonntag 14. Juni 2020, 12:23 Allerdings hat er rote Stoffreste (Samt?) entdeckt: Da muss wohl in den Verzierungen der Metallbänder bei den Herzen und Rauten roter Stoff hinterlegt gewesen sein. Hast du von so etwas schonmal gehört?
Ich vermute, daß man durch diese Unterfütterung mit einer Stofflage das Probleme "Eiche gegen Eisen"
abmildern wollte. Durch den hohen Gerbsäuregehalt von Eichenholz reagiert das Eisen - zuhilfe kommt ihm hohe
Luftfeuchtigkeit - und färbt das Holz darunter und in der Umgebung schwarz. Um das zu verhindern benutzt
man heutzutage dünne Folien. In Ermangelung derselben hat man damals wahrscheinlich diesen Stoff untergelegt.
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