Hallo,
@lins hat ja die Marken dem Manufakturen schon richtig zugeordnet und vieles schon erläutert
Dekorateurs-Marke PWB in zwei Varianten (bei PM&M ja auch so benannt) über Porzellanstempel. Weißporzellane wurden eben auch gehandelt - der eine lastete seine Produktion besser aus, der andere nutzte seine höheren Kapazitäten in der Malerei oder Bedruckung und konnte so auch seine Produktpalette um zusätzliche Formen bereichern. Wie man in der Geschichte der Manufaktur Paul Meyer ja lesen kann, hatte diese vor der Weltwirtschaftskrise ordentlich Personal aufgestockt.
Aber eine Betrachtung noch zur zeitlichen Einordnung.
1. das Basisporzellan von Edelstein. Für den gezeigten Bodenstempel finde ich in meinen Unterlagen für diese Variante - mit leicht anderer Schrift, ohne Krone und einem geraden Unterstrich unter dem Namen - die Zeitangabe 1929-1932 (das wäre noch bei der 'Julius Edelstein AG') und später weiter bis 1972 - so auch da oben Mitte als Bild
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Es gibt aber auch noch die Vermutung an anderer Stelle, dass die Marke ohne Krone doch erst nach 1932, nach der Übernahme durch Colditz erfolgte und damit erst für die 'Porzellanfabrik J. Edelstein AG' und anschließend 'Edelstein Porzellanfabrik AG ' ff.. - aber gesichert belegt ist das irgendwie nicht. Allerdings würde es besser passen - auch zur Firmengeschichte siehe
[Gäste sehen keine Links] - denn die Einführung der neuen Marke, die sich mit der eigentlichen noch überschneidet kann zwar vorkommen, macht hier aber weniger Sinn. Ich selbst tendiere zu dieser Meinung, da sich ab diesem Zeitpunkt außerdem die Erzeugnisse anfangen zu unterscheiden.
2. geschätzt verwendet wurden die PWB-Dekorateursmarken nach meinen Informationen: PWB-Krone bis in die 1960er und PWB-Krone+Schild bis in die 1980er. Das PWB steht ja eben genau für
Porzellanfabrik
Walküre
Bayreuth - aber die firmierte erst ab 1926 so. Sicher, es gab die 'Walküre'-Linie schon früher - aber ich würde es sogar wagen, im Gegensatz zu PM&M und auf Basis eines anderen Verzeichnisses zu behaupten, dass diese Stempel erst ab da ( bzw. nur wenig früher) verwendet wurden (und nicht schon seit 1910ern).
Insofern komme ich zu einer - eher konträren - zeitlichen Abgrenzung, als @lins
Beim Edelstein-Basisporzellan ab 1929 resp. 1932 (die 'moderne' Marke) und bei den Dekorateursstempeln ab 1926. Dazu die vermutete Verwendung der letztgenannten bis in die 1960/80er - hm.
Bleibt somit noch die Möglichkeit, sich über den Stil der Sache anzunähern. Wann waren also solche Neo-neo-barocken Formen mit ungewöhnlich matten, schwarz- oder dunkelgrundigen & mit Blumen dekorierten Service in, hip und trendy?
Hab zu dem Zweck eines mit einem anderen, einfacher datierbaren Bodenstempel rausgesucht
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Das ist Josef Kuba Dec. (Decor) im Zeitraum 1930-1945 (noch in Karlsbad)
Und ebenso - 1930er/40er Jahre - würde ich das gezeigte Geschirr, sowohl nach Bodenmarken als auch nach der Optik einordnen. Es gab auch Firmen, die ähnliche Sachen sogar bis in die 1950er Jahre hinein gemacht haben - aber da könnte vielleicht die Familiengeschichte noch Anhaltspunkte liefern. Ob Hochzeitsdatum, Kindsgeburten oder runde Geburtstage irgendwann, zu deren Anlass eine Anschaffung gewesen sein könnte.
Ach so ja - dies noch: die Form ähnelt in vieler Hinsicht einem der bekanntesten Service von Edelstein, dem 'Maria Theresia', aber es gibt deutliche Unterschiede bei Henkeln, Knäufen und dem Rand. Mir ist es nicht gelungen, die gezeigte Form zuzuordnen, was Luft lässt für die Spekulation, dass es ich um eine Variante für den Verkauf als Weißporzellan oder eben auch eine Auftragsfertigung handeln könnte.
Gruß
nux