Ein kleiner aber feiner, sehr alter Schrank

[wib]

Hallo Nvntius,
zu deinen Schrank wurde das meiste schon ganz richtig geschrieben und die Meinung von @ Gerümpel wäre wirklich spannend.
Nach den neuen Fotos bin ich relativ sicher, dass das Holz Fichte / Tanne ist. Kränze und die Kugelfüsse sind neu, die ausgeflickte Stelle an der Rückwand sehr grob.
Was mir noch aufgefallen ist, sind die vielen geöffneten Frasgänge der Holzwürmer. Eigentlich sieht man diese auf der Holzoberfläche nur als kreisrunde Löcher. Die Larven des Holzwurmes lassen oberste Schicht intakt und verspeisen dass darunterliegende Holz. Manchmal sind geöffnete Frasgänge ein Hinweis auf eine Fälschung des Möbels mit altem Material, aber bei deinem Schrank vermute ich, dass die Oberfläche bei der Überarbeitung stark angeschliffen wurde.
Wie du selber geschrieben hast , wirkt der erste Schlüssel handgeschmiedet, der auf dem nachfolgenden Bild eher industriell gefertigt. Schade das das originale Schloss nicht mehr vorhanden ist.
Schlösser in der Art, wie nun eines verbaut ist, lassen sich auch heute noch in einem gut sortierten Shop für Restaurationsbedarf kaufen: z.B. hier [Gäste sehen keine Links], da habe ich mir auch die Schlüssel für mein Zylinderbüro nachmachen lassen...

So ein 200-300 Jahre alter Schrank hat schon viele Moden miterlebt und das zeigt sich machmal. Gefühlsmäßig tippe ich auf eine Überarbeitung zwischen 1970-1990. Trozdem ein schönes Stück

Viele Grüße
Wiebke

[reas]

Was mir noch aufgefallen ist, sind die vielen geöffneten Frasgänge der Holzwürmer. Eigentlich sieht man diese auf der Holzoberfläche nur als kreisrunde Löcher.

Muss nicht unbedingt die Regel sein. Mein Barockschränkchen hat auch offene Fraßgänge.
Gratuliere @nvntivs zu deinem neuen Schrank und du hast schon selbst alles gut erkannt. Kranzgesims, Bodenleisten, die seitlichen Querbretter die du genannt hast, das Schloss, die Schlüsselblende und die Füße wurden ausgetauscht.
Weichholz ist einfach nicht so robust und Möbelteile gehen schneller kaputt und zudem sind sie für den Holzwurmbefall anfälliger, dabei wird man nach so vielen Jahren gezwungen manche Holzteile auszutauschen.
Die kleine Größe finde ich zuckersüß, an einen Brotschrank denke ich dabei nicht, diese waren noch etwas kleiner und meistens eintürig, vielleicht ein Wäscheschrank.
Wie schon erwähnt war der Schrank bestimmt bemalt.
Solche kleinen Schränke mit zwei Türen scheinen seltener zu sein, konnte einen einzigen finden mit ähnlichen Maßen
[Gäste sehen keine Links]

[Nvntivs]

Danke für euren Input allerseits :slightly_smiling_face:

Ich habe mich heute den Tag mit dem Schrank mal beschäftigt und bin etwas hin und her gerissen. Der Korpus, also alle Teile bis auf die oben Erwähnten scheinen für mich zu einander zu gehören, wenngleich die Türen und ein Scharnier (unten links) sich verzogen haben und nicht mehr einwandfrei schließen (bleibt ein ziemlicher Spalt oben). Ob aber die Kränze und Füße irgendwann aus unredlichen Gründen zwecks Gewinnmaximierung ausgewechselt wurden oder einfach nur damit der Schrank weiter verwendet werden kann - da bin ich mir nicht sicher.
Die originalen Teile haben unten nämlich echt viel mitgemacht. Es haben nämlich auch an beiden Türen vorne, jeweils an der unteren Ecke außen neue Holzstücke verpasst bekommen. Wirkt eher so als ob das Holz darunter nicht mehr zu retten war, denn auch das an die Teile angrenzendes Material sieht stark mitgenommen aus.

Was mich jedoch wieder stutzig gemacht hat ist, dass die Scharniere links und rechts unten nicht parallel zu einander sind. Das Linke ist 35 cm, das rechte nur 30 cm vom Boden entfernt. Dadurch scheint auch rechts unten die Niete irgendwann verloren gegangen zu sein.

Der Dateianhang Fehlende Niete.jpg existiert nicht mehr.

Die Stelle wo sie mal war sieht man aber sehr wohl. Die würde von der Größe teilweise unter das Regal gehen. Daher wundere ich mich schon ob es von Anfang an so war und die Niete einfach zugestutzt wurde, damit Sie über dem Regal passt. Dass die Scharniere später angefügt worden sind kann ich mir daher aber auch nicht vorstellen. Dafür, dass die fehlende Niete so zwischen der Wand und der Seite des Regals landen könnte müsste man vorher die Regale ausgebaut haben. Und um das zu bewerkstelligen hätte man die Bretter der Rückwand abnehmen müssen. Diese sind aber mit derart antiken Nägeln gehalten; wenn die mal raus sind, kriegt man sie nie im Leben wieder so rein. Und davon sind auch noch so einige vearbeitet.

Fehlende Niete.jpg (159.06 KiB) 1049 mal betrachtet

Ich muss gestehen, dass ich zwar bei Möbeln des 19en Jahrhunderts einiges an Erfahrung und dadurch Wissen gesammelt habe, bei denen des 18en oder älter aber recht wenig, weil ich einfach nicht die Gelegenheit hatte eine nötige Anzahl an definitiv originalen Stücken zu studieren :-.

[reas]

Wie sind denn die Regalböden befestigt? Alle auf die gleiche Art? Vielleicht wurde das unterste nachträglich eingebaut, deshalb genau an der Stelle der verlorenen Niete? Es ist auch ziemlich tief irgendwie scheint mir da wenig Platz bis zum Boden zu geben oder täuscht das Foto?

[Nvntivs]

Wie sind denn die Regalböden befestigt? Alle auf die gleiche Art? Vielleicht wurde das unterste nachträglich eingebaut, deshalb genau an der Stelle der verlorenen Niete?

Das wäre die naheliegende Lösung O:-) Aber leider ist das Regal, obwohl tatsächlich deutlich niedriger angebracht als der Rest, auf die gleiche Weise befestigt, nämlich fest eingesetzt in waagerechte Aussparungen in den Seitenwänden. Somit auch nur entnehmbar wenn man die Rückwand entfernen würde :upside_down_face:
Erstes Bild zeigt es vorne links, das zweite - vorne rechts. Wie man sieht ist es ebenfalls vom Alter und Wurm stark angegriffen.

unteres Regal 1.jpg (151.3 KiB) 1038 mal betrachtet

Unteres Regal 2.jpg (254.13 KiB) 1038 mal betrachtet

Farbwiedergabe lügt natürlich wie gedruckt, aber um die Zeit und bei dem Licht keine bessere auf die Schnelle geschafft..

[reas]

Ich hoffte stark mit meiner Vermutung das Rätsel gelöst zu haben
Also nach dem der Korpus zusammen gesetzt wurde, samt Regalen, wurde die Rückwand angenagelt. Erst dann waren die Scharniere dran.. meine neue Vermutung dass sich der Tischler vertan und den ersten an der rechten Seite eben zu tief gesetzt hat, anschließend an der linken deshalb höher gesetzt. Die Niete wurde dann passend bis zum Regal abgesägt

[Nvntivs]

dass sich der Tischler vertan und den ersten an der rechten Seite eben zu tief gesetzt hat, anschließend an der linken deshalb höher gesetzt.

Dieser Vermutung schließe ich mich jetzt mal an und nun hoffen wir, dass Gerümpel seinen Blick auf dieses Thema auch noch wirft.... :grimacing:

[Nvntivs]

Gerümpeeel, wo bist duuuu!

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