Hi Dave und ebenso herzlichen Glückwunsch zu dem schönen Sekretär. Nach allem, was ich so sehen konnte, steht er ja noch ganz gut da. Die 2000 Euro würde ich jetzt nicht überbewerten, dabei muss man berücksichtigen, dass ein Handwerker vielerlei in seinen Werklohn einkalkulieren muss. Ich denke, mit ein wenig Geschick und Spaß an der Freude kannst du den sicher sehr gut wieder auf Vordermann bringen.
Zur Datierung und Herkunft des Sekretärs könnte man auch nochmal Genaueres herauskriegen. Das Schloss und die Haltebügel können neben den originalen Zugknäufen da noch was bringen.
Allgemein denke ich auf den ersten Blick: 2. Viertel des 19. Jh.
Auch zu den verwendeten Holzarten sollte nochmal was gesagt werden.
Finderin und Idealist haben schon den Leim erwähnt. Also da führt kein Weg daran vorbei. Knochenleim brauchst du und Zwingen jede Menge. Auf keinen Fall Weißleim oder 2K Leim! Knochenleim und einen Leimtopf (Babykostwärmer), mehr brauchst du zunächst nicht.
Aber zuerst zum Grundsätzlichen. Ist der Korpus insgesamt stabil?
Wenn ja, kann man beginnen:
Das Gesims (oder die obere Schubladenfront) ist irgendwie defekt oder ausgeleimt und wurde mit einem Nagel befestigt. Der muss unbedingt wieder raus und das Ganze ordentlich verleimt. Dabei kommt auch die durch den Nagel abgetriebene Ecke wieder dran. Ist die Marmorplatte original?
Den Fuß kannst du, sofern er noch brauchbar ist, mit einem Dübel und Leim wieder bombenfest kriegen. Evtl. Vorher das Holz mit verdünntem Leim tränken und so festigen.
Das Innenleben oder Kabinett ist normalerweise nur eingeschoben und evtl seitlich verdeckt angenagelt. Wenn es sich schon bewegt, musst du die Stelle suchen, wo es hängt. Dann kannst du auch den Haltebügel der Platte aushängen und durch eine passende Arretierung ersetzen. Da siehst du schon, wenn das Kabinett raus ist.
Alle modernen Nägel müssen raus, die Ursache beseitigt und verleimt werden.
Zuletzt sind die Laufleisten, d.h. die Leisten, auf denen die Schubladen laufen, von großer Bedeutung. Wenn die abgenutzt sind, scharren die Schubladen über die vorderen Querhölzer und reißen das Furnier ab. Danach sieht es aus. Üblicherweise müssen diese Laufleisten ausgetauscht werden. Sie sind in den vorderen Stollen eingezapft oder in die Seitenwände eingenutet oder eingegratet und gucken hinten durch die Rückwand heraus. Zum Wechseln muss die Rückand ab. Vielleicht ist das zu aufwändig und du denkst dir irgendwas anderes aus, die ausgeschliffenen Laufleisten aufzufüttern. Ich habe sowas schon abgestemmt und eine dünne Hartholzleiste aufgeleimt. Das ist zwas nicht sachgerecht, aber bei einem zukünftigen Austausch der Laufleisten wieder weg.
Ganz zum Schluss kommen die Oberflächen. Die Patina sollte, wenn möglich erhalten bleinben. Du kannst irgendwo versuchen ein größeres Stück beschädigtes Furnier abzulösen um es für die kleinen Flicken zu verwenden (Keine Scheu, das ist kein Teufelswerk).
Vielleicht findet Harry auch noch etwas Passendes in der väterlichen Werkstatt?
Zum Schluss solltest du dich mit Schellackpolitur beschäftigen, das macht auch super Spaß.

da gibts hier im Forum viele Infos (lies mal die Beiträge von Reas)
Das abgelöste Leder (ist doch welches?) Ist kein großes Problem. Kannst du genauso mit Leim wieder befestigen. Vorsichtig anwärmen das Ganze, etwas anfeuchten, mit dünnflüssigem Leim einpinseln, festzwingen und 24 Stunden ruhen lassen - fertig.
Wäre schön, wenn du den Fortgang der Arbeiten und deine Entdeckungen dabei immer mal wieder mit ein paar Fotos illustrieren könntest.