Hallo zusammen,
Joanne13 hat geschrieben: ↑Donnerstag 3. April 2025, 11:53
Ich finde es traurig, wenn immer wieder von Kaufhauskunst die Rede ist. Immerhin saß da ein Mensch, der das Bild gemalt/gespachtelt hat [...]
Ich kann das verstehen. Ich finde auch, dass jede händische, mit einer gewissen Mühe und mehr oder minder großer Kreativität hergestellte Objekt zu schätzen ist. Allerdings ist dieser Begriff gar nicht unbedingt (immer) abwertend gemeint. Jedenfalls gibt es da eine neutrale Verwendung, in der damit einfach dieses Markt-Phänomen beschreibt, das so richtig in der jungen Bundesrepublik in Fahrt kam. Meines Wissens nach ist der Begriff (noch) nicht in der Kunstwissenschaft angekommen, - wenn man mal in die Uni-Kataloge schaut, gibt es so gut wie keine Treffer. In Texten zu den 50er/60er Jahren geht es immer nur um die"Hochkunst", das Informel usw. Dabei ist die "Kaufhauskunst" nicht uninteressant - das Bedürfnis nach gesellschaftlicher Teilhabe und die wirtschaftliche Möglichkeit, mit echt gemalten Kunstwerken mitzutun. Echt demokratisch irgendwie. Inkl. der Kunst-Konsum-Kommerz-Verflechtungen usw.
Schon auch was andereres, klar, aber mir fällt da trotzdem immer der Kunst-Boom in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts ein, - wirtschaftliche Blüte, frühkapitalistische Gesellschaft und eine allgemeine Bilder-Manie. Die Situation war natürlich auch in vielen Aspekten anders, es gab natürlich keine Kaufhäuser usw, dagegen viele (teils berühmt gewordene) Laienkünstler, aber auch viele Spezialisten, die möglichst rationell für den Markt fertigten. Jan van Goyen etwa mit seinen damals ziemlich trendigen, rasch gemalten Landschaften. Musste schnell u rationell sein, denn Landschaften waren relativ billig. Und seine trotzdem gut halt. Es gab einen englischen Maler u Holland-Reisenden, Edward Norgate, der schrieb, dass in den Niederlanden jeder Flickschuster ein Landschaftsbild an der Wand habe, so verblüfft war er von diesem Kunst-Boom.
Na ja, worauf ich eigentlich hinaus wollte: Man kann sicher davon ausgehen, dass von dieser großen Fülle nur noch ein sehr kleiner Prozentsatz existiert. Wenn man sich das vor Augen hält -- mag sein, dass es Qualitäts- Usw.-Unterschiede zur Kaufhauskunst gibt, aber trotzdem finde ich es wichtig, auch das als Kulturäußerung zu sehen und der voranschreitenden Sperrmüll-Enthropie entgegenzuwirken, (oder so

)
Gruß thal