Goldregen hat geschrieben: ↑Dienstag 22. Oktober 2024, 17:02Stempel und Punzen aufschlüsseln?
lins hat geschrieben: ↑Dienstag 22. Oktober 2024, 17:54mehr
Hallo zusammen :slightly_smiling_face:
bissl was geht schon noch ... dank dem von @lins bereits aufgespürten anderen Tablett kann man hier nun ganz sicher sagen, dass der rechte der ältere Stempel ist. Obwohl sich das eigentlich durch dessen formale Gestaltung schon ergibt: solche quadratischen Punzen mit DOUBLÉ oder PLAQUÉ (gleichermaßen verwendet), dazu der Name oder die Initialen des Herstellers sowie meist ein Symbol, gab es in Frankreich ab 1797 und bis ca. 1860 regulär in Gebrauch. Und zwar für Silber-plattierte Erzeugnisse; das Tablett ist versilbert, aber noch nicht mit einem galvanischen Verfahren. Dazu Basics dort z.B.
[Gäste sehen keine Links] - Walzgold lasse ich i.F. aber raus.
In England, genauer Sheffield, erfand der Messerschmied Thomas Boulsover ca. um 1740 dieses Verfahren, bei dem zwei dünne Silberbleche auf ein dickeres Kupferblech beidseitig aufgeschmolzen und dann beides zusammen dünner ausgewalzt wurde. Das wurde Sheffield Plate genannt, heute 'Old Sheffield Plate' im Ggs. zu galvanisch versilberten Sachen. Es folgten weitere Hersteller dort und ab 1784 gab es dort auch gesetzlich geregelte Herstellermarken dafür.
Dieses Verfahren wurde ab ca. 1770 in Frankreich übernommen und setzte sich für die auch preisgünstigere Fertigung von zudem etwas robusteren Gebrauchsgegenständen wie Fackeln, Waffen und Metallteilen von Pferdegeschirren und Kutschen, im Lauf der Zeit dann auch für Tafelaufsätze, Tabletts, Kannen, Krüge und mehr besonders Servierteile durch.
Die Zahl 10 gibt an, dass die die Kupferbasis mengenmäßig zehnmal größer ist als die des verwendeten Silbers. Man muss sich also vorstellen, wenn ein Kupferblech z.B. 1 mm stark ist, auf jeder Seite eine Schichtdicke von 0,05 mm Silber ist - bzw. war. Im Lauf der letzten irgendwo 225-165 Jahre da nicht doch schon so Einiges abgenutzt und auch :smirk: - wegpoliert wurde.
Aus der Anfangszeit vor etwa 1800 sind bis auf zwei oder drei namentlich wohl kaum Hersteller bekannt. Aus der Zeit nach Einführung der neuen Marken dann einige mehr; da in FR das allgemeine Interesse an eben 'nur versilberten' Gegenständen als eher niedrig anzusehen ist, wurde dem bisher - genau so wie späteren galvanisch versilberten - kaum Bedeutung oder demgegenüber Mehrwert beigemessen. Entsprechend wenig wurde auch geforscht und/oder dokumentiert; viele Marken und die Macher dahinter - gerade auch, wenn es nicht Paris ist - sind bis heute nicht identifiziert. Oder aber diese 'alten' Stempel sind in gängigen Verzeichnissen für versilberte Marken galvanischer Erzeugnisse nicht mit aufgeführt.
Einige aber kennt man nur zu gut, nämlich welche, die auch Gold- und Silberschmiedearbeiten machten, eine eingetragene (dafür rautenförmige) Meistermarke hatten - und damit tatsächlich das Recht, diese auch auf plattierten Objekten zu punzen. Das konnte & kann dazu führen (und hat es auch schon), dass, wenn man da nicht auf zusätzliche reguläre Symbol-Feingehaltspunzen achtet, Stücke als Silber oder Gold angesehen werden, die es nicht sind...
Hier jetzt unter dem DOUBLÉ die Herstellermarke 'ED mit einem Eichhörnchen mit Nuss' wahrscheinlich - ED et un écureuil würde man das beschreiben - hab durchgesehen, was so habe, kann das bisher aber nicht mit einem Namen nachweisen. In einem anderen Forum wurde das schonmal angefragt (keine Fotos mehr vorhanden, aber recht eindeutig), aber mehr als FR auch nicht dazu gesagt
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Es gibt einen Hinweis auf eine alte frz. Site, wo das Eichhorn mit ED genannt ist; diese ist aber wg. ihres uralten Sicherheitsprotokolls nicht mehr aufrufbar. Da aber archiveorg und waybackmachine noch oder schon wieder offline sind, komme ich an die momentan nicht ran... auch an ein Digi-Buch zu dem Thema nicht. Na mal später/die Tage noch gucken. Ev. ist das auch in das neue frz. System schon mit überführt worden ...
Die zweite Herstellerkennung links mit SFR wird zwar in einem Verzeichnis einem Unternehmen zugeschrieben; bin da aber nicht sicher, ob das so stimmen kann. Das Vorhandensein aber weist m.M. darauf hin, dass das Tablett irgendwann eine réargenture, eine Neuversilberung (und die dann galvanisch) erhalten hat.
Mittlerweile gibt es durchaus ein gewisses Sammlerinteresse für Silberplattiertes auch aus FR, tw. aber mehr aus anderen Ländern. Ähnlich wie für Old Sheffield Plate - da es sich ja um antike Stücke aus auch historischem Kontext handelt.
Gruß
nux