Moin,
ich würde @Gelegenheitssammler zustimmen, dass es sowohl eigenständig ist UND eine Vorlage geben könnte. Könnte. Eine Kopie von dem Reni oder Dolci ist es sicher nicht, da gibt es zu viele Unterschiede. Das heißt aber nicht, dass die Ähnlichkeiten zufällig sind - viele bekannten Gemälde waren z.B. durch Stiche/frühe Reproduktionsgrafik bekannt. Und dann ist es auch - das meinte ich - eine Frage der Darstellungskonvention, des Typus' oder Figurencharakters. Und da kann man sich schon vortasten, denke ich.
Die Konvention gab es, man konnte jedoch in gewissen Grenzen davon abweichen. Namhafte Meister konnten sich bestimmt mehr erlauben, haben aber auch manchmal ordentlich Stress mit den Auftraggebern bekommen, deswegen, da gibt es zahlreiche Fälle. Andere Auftraggeber hatten vielleicht die tolle Kreuzigung von XY in der Hauptstadt gesehen und wollten was ähnliches von dem lokalen Meister (der auch billiger war). So entstehen Ähnlichkeiten, werden Traditionen weitergegeben, aber auch verändert.
(Trotzdem gab es auch den Künstler-Genie-Kult schon, eigtl seit der Antike und sehr deutlich seit der Renaissance)
Das leidvolle Blicken, das Leiden und Mit-Leiden ist ja quasi ein zentrales Element christlicher Botschaft bzw. Ikonographie, das reicht natürlich nicht aus. Aber das "wie" spielt ja eine Rolle und ein bisschen mehr ist ja doch zu sehen. Der Gesichtsausdruckder/Affekt ist zwar deutlich, aber nicht übermäßig pathetisch, da gibts andere Fälle;-) Die Schule-von-Bologna-Leute finde ich garnicht so sehr nahe an dem Typ hier, die sind doch mehr, hm, "bella figura" würde ich sagen O:-)
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Klar, hingebungsvoller Blick und Bartlosigkeit/Jugend - das ist nicht so viel. Hat aber einen Wahrscheinlichkeits-Bonus, weil der Johannes ein beliebter Typ mit 'ner mächtigen Bildtradition war. Der Sebastian u.a. zwar auch, aber bekleidete Bastis sind doch recht selten, da hat @pontikaki absolut recht, und wenn, dann eher so, dass das Attribut "Pfeile" irgendwie mehr hervorsticht

Wenn auch nur in der Hand:
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und tendenziell früher als 17/18., wo der Sebastian gern( noch lieber) als Alibi für Nacktdarstellungen genommen wurde..
Muss aber auch vielleicht nicht Italien sein, wobei das Thema z.B. bei NL Caravaggisten wie Ter Brugghen doch wieder anders aussieht:
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Wie auch immer (und falls die TE überhaupt noch mitliest, haha) - mehr Infos plus Fotos von Rückseite u Kante (Ausrahmen!) wären nötig, am besten wäre es, wenn das Bild in natura begutachtet werden könnte, und zwar von Leuten, die ein bisschen Spezialwissen in dem Thema/der Zeit haben. Die wissen besser, wo sie suchen müssen und welche (Klein?-)Meister da noch infrage kommen. Und haben viell. noch technische Analysemöglichkeiten usw. Einfach mal im Internet suchen, welches größere Museum mit alten Meistern in vetretbarer Nähe Bildersprechstunden anbietet. Oder erstmal eine Mail mit guten Fotos an die Mitarbeiter dort. Kassel, Berlin, München, Wien u.v.m. Manchmal hat man ja Glück und eine kleine Recherche passt grad und interessiert :slightly_smiling_face:
LG thal
(sorry für den Roman..)