Louis Philippe Polsterstuhl

[wib]

Hallo Simon,
zum Mutmachen: bevor ich mich an die Polsterung der drei Stühle (mit doch einem guten Ende :slightly_smiling_face: ) herangetraut habe, hatte ich noch nie einen Federkorb geschnürt. Es ist machbar und es lohnt sich! Ich habe mich damals auch mit etlichen festsitzenden Nägeln abgeplagt.... habe mir einen Nagelheber gekauft, das hat schon ein wenig geholfen. Außerden habe ich einige Nägel dadurch rausbekommen, dass ich sie mit dem Lötkolben erhitzt habe. Dadurch brennen sie sich sozusagen frei. Aber auch das hat nicht immer funktioniert. Den Rest habe ich einfach so kurz wie möglich abgekniffen und mit einem Versenkstift versenkt.
Ich an deiner Stelle würde soviel Material, wie es geht, wiederverwenden. Gewaschen muffelt das Rosshaar nicht mehr. Die Federn, wenn sie noch funktionieren und Spannkraft haben, haben genau die richtige Größe etc. Du hast zudem ein Foto, das zeigt dir, wie die Federn vorher positioniert waren.

Dieses Video aus der Mediathek lohnt sich und auch sonst kannst du einiges im www finden

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Liebe Grüße und gutes Gelingen -
Wiebke

[Simon10]

Liebe Wiebke,

vielen Dank für deinen Mutzuspruch und deine super Tipps und Links! Ich werde es mit dem Lötkolben versuchen.
Die Federn werde ich reinigen und so gut es geht schonend entrosten. Wirklich gut sind sie glaube ich nicht mehr, aber ich teste es mal. Die Sitzprobe war jedenfalls nicht prickelnd, wobei die Thematik mit dem Gewicht bereits genannt wurde. Außerdem wurde offensichtlich lange und viel darauf gesessen, sonst hätte sich die Polsterung innen nicht so stark pulverisiert (Druck und Reibung durch das ständige Komprimieren der Federn.
Die Jutegurte hatten jedenfalls kaum Spannung und ließen sich extrem leicht, teilweise mit den Händen entfernen. Die Stabilität und strukturelle Integrität war nicht mehr gegeben. Ich denke, der Stuhl stand eventuell ab und an im Regen oder wurde zumindest bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit gelagert.
Nichts desto trotz bereue ich die Entfernung, nächstes Mal werde ich nicht so hastig ans Werk gehen. Die Gurte hätte man eventuell etwas straffen oder stabilisieren können.

Deinen Thread habe ich mit großem Interesse, Staunen und Respekt verfolgt! Das bis zum Ende so durchzuziehen, ist schon ne Nummer!
Das ganze Polster ist wie gesagt durch Reibung und Druck durch die Federn regelrecht pulverisiert worden. Beim Auspacken des Stuhls hat sich bereits ein Häufchen selbständig gemacht. Überall in der Wohnung lagen 1-2cm große Haarfragmente und anderes Zeug. Es war wirklich eklig und ich hatte auch eine Maske auf.
Das Waschen und Aufbereiten möchte ich daher lieber nicht machen. Aber ich behalte es mal im Hinterkopf, danke für den Tipp

[nux]

möchte ich daher lieber nicht machen.

dann kauf einen Sack Möhren und guck, wo der nächste Ponyhof ist, Shetties oder Isländer am besten. Flirte bissl mit den Mädels oder gib ein Eis aus und frag, ob sie Dir was sammeln von Mähnen & Schweifen (getrennt); soviel braucht ein einzelner Stuhl ja nun nicht. Dann kannst Du aus den beiden Sorten die Mischung selbst herstellen so wie sie Dir passt, mehr von hinten macht's fester

da kannst Du sehen, wie die ersten Schritt danach aussehen - das Zwirbeln wie in der Seilerei (die sagen Zöpfe), die Stränge dann halt dämpfen (alter größerer Kochtopf mit Sieb tut es) [Gäste sehen keine Links] - und nach dem Lösen dann braucht man für kleine Mengen auch keine Kardiermaschine, das geht auch mit Drahtkämmen/Bürsten

[Simon10]

Hallo nux,

dein Beitrag hat mich zum Lachen gebracht
Der Tipp ist hilfreich, da ich ein Bekannte habe, die Reitsport betreiben. So kann ich mir vielleicht das Flirten ersparen;)
Es steckt ein großer Aufwand dahinter, das „rohe“ Rosshaar zum aufbereitenden Polstermittel zu wandeln. Da wundert es natürlich nicht, dass Rosshaarstoff recht hochpreisig ist.

vielen Dank und liebe Grüße,
Simon

[Simon10]

Hallo zusammen,

hier ein paar Updates zum Stuhl.

Das Holz ist mit ziemlicher Sicherheit Palisander, wie reas schon erkannt hatte. Die typische Maserung ist vorhanden. Die Unterart könnte Dalbergia nigra sein. Auch das hohe Gewicht und die extreme Härte sind ein Indiz. Sowohl die ersten, als auch die zweiten (deutlich neueren) Nägel ließen sich offensichtlich nur schwer ins Holz treiben. Ein nennenswerter Teil ist verbogen eingeschlagen. Auch die Entfernung gestaltet sich vermutlich auch deshalb recht schwierig.
Die Oberfläche lässt sich mit Spiritus, aber auch nur mit einem feuchten Tuch abnehmen (vermutlich Beize). Als nächstes werde ich den gesamten Stuhl mit Schleifvlies vorsichtig schleifen und so wenig wie möglich abtragen.
Anbei ein Bild von der Maserung (benetzt mit Wasser)

Grüße,
Simon

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[Nvntivs]

Ich denke nun, wo der Stuhl ja eh was die Originalität angeht nicht mehr gerettet werden soll, sollten auch ein paar stabilisierende Maßnahmen überlegt werden. Es kann natürlich sein, dass die ursprünglichen Verbindungen oder Dübel noch komplett in Ordnung sind, aber wissen kann man das nicht.
Hat man erstmal all die Aufhübschungsarbeiten erledigt wäre es ja schade, wenn nach einer Woche Sitzen sich der Stuhl in seine Bauteile zu zerlegen anfängt. :thinking:

[Simon10]

Der Stuhl steht recht stabil, aber das täte er in der Tat nicht mehr lange. Ein älterer, größerer Ausriss, den man bei dem Bild von unten auf der ersten Seite schon sehen kann (Bild nochmals im Anhang), muss noch behandelt werden. Der zieht sich bis nach oben durch und öffnet sich bei Belastung leicht. Auch an einem Klotz der Lehne hat sich der Leim gelöst. Des Weiteren gibt es durch das Schwinden des Holzes teilweise offene (aber aktuell noch stabile) Leimfugen.
Stabilisierende Maßnahmen habe ich daher schon gestern Abend getätigt (Fischleim).
Auch an der Lehne sind einige größere Ausrisse, die ich evtl. mit einem Leim-Schleifstaubgemisch mildern werde. Das Entfernen der Nägel wird der Substanz auch nicht guttun (das hast du ja bei deinem ersten Post erwähnt). Am Schluss werde ich daher das Stück nochmals genau unter die Lupe nehmen.

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[wib]

Überall in der Wohnung lagen 1-2cm große Haarfragmente und anderes Zeug. Es war wirklich eklig und ich hatte auch eine Maske auf.

Das glaub ich gerne. Ich habe damals im Garten abgepolstert, mit ordentlich Juckreiz. Allerdings war bei mir das Rosshaar noch als Schicht erhalten und ging gut wiederzuverwerten.
Heute würde ich auch die Sprungfedern weiterbenutzen...
Das strohartige Zeug habe ich durch ein Afrik-Schnellpolster ersetzt, das spart einen Arbeitsgang