Guten Abend zusammen,
ich glaube, wir schreiben gerade ein wenig aneinander vorbei, weil wir beide vergällten Ethanol meinen...
Als Spiritus kenne ich nur das Zeug aus dem Baumarkt oder aus ähnlichen Quellen, als "Bio-Ethanol" kenne ich etwas ganz ähnliches, das von verschiedenen Anbietern als Brennstoff für Ethanolkamine vertrieben wird und vergleichsweise günstig ist. Praktischerweise erfolgt dort die Vergällung so, dass ein geruchsarmes Produkt entsteht; 96% und 100% sind z.T. preisgleich.
Was die Fragen zu den Werkzeugen angeht:
- Stemmeisen: Ich besitze kein einziges Stemmeisen, das unter "edel" laufen dürfte. Das sind alles europäische Eisen, teils sehr alt, und großteils geschenkt bekommen oder gebraucht erworben und aufbereitet (gereinigt, z.T. neues Heft, geschärft). Auch beim Schärfen muss man es nicht übertreiben; ein Schärf- und ein Abziehstein genügen anfangs vollauf. Ob auf den alten Eisen Spannsäge, Kirschen, Peugeot, etc. steht, ist nicht so wichtig.
Wenn Du etwas Neues möchtest: MHG ist sehr preiswert, Narex ebenso.
- Ziehklingen: Das ist nur ein Stück Federstahl mit Grat. Ein alter Fuchsschwanz (kann auch der billige aus dem Baumarkt sein) kann, anstatt verschrottet zu werden, auch einfach per Flex in handliche Stücke zerkleinert werden. Kanten feilen, schleifen, Grat anziehen (dafür kann man auch eine ausgediente Feile umarbeiten), fertig. Die Flächen der Säge sollten nur nicht verrostet sein, außer man schleift gerne Rostnarben raus.
Neu kosten die aber auch nur ein paar Euro - Schärfen muss man die sowieso recht bald. Ziehklingen sind ein extrem primitives Werkzeug (ein Stück Blech mit Grat), aber sehr nützlich. Man kann die auch in alle benötige Formen zuschneiden/feilen.
Fürs grobe Abtragen von dicken Farbschichten oder Nitrolacken eignen sich Parkettziehklingen (Hersteller z.B.: pajarito) besser; die Bahco/Sandvik - HM.Farbschaber werden dafür auch immer wieder empfohlen, aber ich habe mit denen keine Erfahrung. Ansonsten tut es auch ein altes Eisen eines Handhobels, zum Schleifen reicht der Doppelschleifer. Da gehts nicht so fein zu.
Hier wurden auch mal zerschlagenen Champagnerflaschen dafür empfohlen: Entweder
Werkzeugsammlung Restaurierung oder evtl auch da:
Anwendung, Vorschläge, Oberflächentechnik für Restaurierung Möbel - beides lesenswert.
- Schraubendreher:
Vorabinfo: Früher (tm) gab es auch Schraubengrößen außerhalb von Normen - da nimmt man dann man Besten einen der dafür bei Seite gelegten, aus dem Schrott gezogenen Exemplare und schleift den passend. Manchmal war wohl auch eine Produktionsmaschine nicht ganz passend eingestellt oder der Schlitzfräser schon verschlissen, was sich dann am Schraubenkopf zeigt.
In Bezug auf präzise Schlitzschraubendreher ist nur ein Hersteller die erste Wahl: PB Swisstools. Über die Jahre habe ich das hier schon vorhandene Sortiment erweitert und kann damit inzwischen fast alles erschlagen. Nur dieser Hersteller fertigt die Schneiden planparallel und mit gekappten Ecken: Damit können die passenden Klingen auch bei Senkkopfschrauben bis auf den Schlitzgrund reichen und gleichzeitig schiebt sich das Werkzeug nicht aus dem Schraubenkopf.
Alle anderen mir bekannten Hersteller fertigen eckige Klingen, fast immer auch keilförmig. Nur einige Elektriker-Schraubendreher sind vorne ziemlich parallel (z.b. bei Wiha).
Beim Furnier ablösen war ich bisher nur Zuschauer, aber das ging da recht gut mit einem nassen Lappen und einem Bügeleisen. Vielleicht bist Du da aber auch schon weiter als ich.
Mit Salmiakgeist (=Ammoniaklösung) wäre ich auf Eiche vorsichtig, weil Ammoniak zu einer Dunkelfärbung führt (nennt sich dann Räuchereiche).
Noch ein Youtube-Tipp am Rande: Uwe Salzmann - der hat (unter anderem) einige sehr aufwändige Kleinmöbel gefertigt und ausführlich in Videos vorgestellt.
Und final, nach diesem langen Text, noch zu Deiner Platte: Die sieht wirklich nicht mehr gut aus. Eventuell solltest Du eine komplette Neufurnierung erwägen, wobei das wohl nicht ganz einfach ist. Ein paar Blätter Furnier bekommst du recht günstig, Knochenleim auch, aber Du wirst vermutlich viel Zeit investieren und einige Rückschläge wegstecken müssen.
Grüße
Max