Handschrift Transkription
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- wa213 Offline
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Handschrift Transkription
Danke Pikki,
Ich kann dir zur Schriftform, Herkunft etc. nicht wirklich etwas sagen, es handelt sich um eine in Lyon irgendwann um 1520 gedruckte lateinische Vulgata, der irgendwann einzelne Seiten einer deutschen Lutherbibel um 1540- 1580 beigebunden wurde. Diese Bibeln wurden damals schon exportiert und in ganz Europa verkauft.
Die Handschrift befindet sich am letzten Blatt, das allerdings mit jenen der lateinischen Bibel genau übereinstimmt. Damals wurden häufig leere Blätter mit eingebunden, ob als Vorsatzblatt oder für Notizen. Ich gehe davon aus, dass nicht ein älteres Blatt angebunden wurde, sondern jemand die Bibel für Notizen genutzt hat. Daher würde ich die Handschrift jedenfalls nach 1520 dh ins 16. Jh datieren.
Ich kann dir zur Schriftform, Herkunft etc. nicht wirklich etwas sagen, es handelt sich um eine in Lyon irgendwann um 1520 gedruckte lateinische Vulgata, der irgendwann einzelne Seiten einer deutschen Lutherbibel um 1540- 1580 beigebunden wurde. Diese Bibeln wurden damals schon exportiert und in ganz Europa verkauft.
Die Handschrift befindet sich am letzten Blatt, das allerdings mit jenen der lateinischen Bibel genau übereinstimmt. Damals wurden häufig leere Blätter mit eingebunden, ob als Vorsatzblatt oder für Notizen. Ich gehe davon aus, dass nicht ein älteres Blatt angebunden wurde, sondern jemand die Bibel für Notizen genutzt hat. Daher würde ich die Handschrift jedenfalls nach 1520 dh ins 16. Jh datieren.
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- lins Offline
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Handschrift Transkription
Servus zusammen,
es geht ja um Rezepte aus der Heilkunst.
Den unteren Theil
habe ich jetzt doch bearbeitet und bin zu folgendem Ergebnis gekommen.
Ein paar Fragezeichen bleiben allerdings.
Ein huot(?) vol salbina gehackhet wie ein grunkrut, rauoh wie es am Stock staht. Ein Hand vol
kleines muoß möl(?), und ein Hand vol lÿnsaat in gute Haupt laug, damit ma zwacht thue
es in ein Pfannen, misch es durch einanderen und laß es sieden bis ein tickh mus, wirff auch
ein wenig Salz darin als vil als man an ein kost shuot. Hast u ruoten (?) und ein böllen(?) so magst u es
auch dazu hacken und sieden. Wann es gsotten und warm ist so strich es off ein zuglin und bind
es uber den shaden so warm du es leiden magst, morgens und abends. Nim alltag ein wenig in
ein kleines pfandlin und warm es so es kalt ist. Ist es tickh wan man es teil warmen, so all shit wenig laug
darein und und laß es wol in Frieden.
Ein huot(?) voll Salbei gehackt und ein Grünkraut, roh wie es am Stock wächst. Eine handvoll
klein Musmehl(?), und eine handvoll Leinsamen in eine gute Hauptlauge (Lauge, mit der man den Kopf wäscht?), tue
es in eine Pfanne, mische es durcheinander und laß es sieden bis ein dickes Mus entsteht, wirf auch
ein wenig Salz hinein, soviel wie man ins Essen schüttet. Hast du ruoten (?) und ein böllen(?) so magst du es
auch dazu hacken und sieden. Wenn es gesotten und warm ist, so streiche es auf die Wunde und binde
es über den Schaden, so warm du es ertragen magst, morgens und abends. Nimm alle Tage ein wenig in ein
kleines Pfännlein und wärme es auf, wenn es kalt ist. Ist es dick geworden, schütte ein wenig Lauge
hinein und und laß es in Ruhe stehen.
„zwacht“
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>>so wirt die laugen als ain pluet da mit zwacht euch zwyrent in
der wochen so gewint ier ain lang golt farbs har und ain sehen andlitz.<<
„shaden“ für Verletzung
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>>wasch alle Morgens und Abends den Schaden aus. <<
Übrigends geht es in der Ecke rechts oben auch ums Waschen, morgens und abends.
Ja, es gäbe noch viel zu forschen. 8)
Bei der Schrift und der Schreibweise denke ich auch an eine Zeit um 1600 herum.
Erstmal Grüße
Lins
es geht ja um Rezepte aus der Heilkunst.
Den unteren Theil

Ein paar Fragezeichen bleiben allerdings.

Ein huot(?) vol salbina gehackhet wie ein grunkrut, rauoh wie es am Stock staht. Ein Hand vol
kleines muoß möl(?), und ein Hand vol lÿnsaat in gute Haupt laug, damit ma zwacht thue
es in ein Pfannen, misch es durch einanderen und laß es sieden bis ein tickh mus, wirff auch
ein wenig Salz darin als vil als man an ein kost shuot. Hast u ruoten (?) und ein böllen(?) so magst u es
auch dazu hacken und sieden. Wann es gsotten und warm ist so strich es off ein zuglin und bind
es uber den shaden so warm du es leiden magst, morgens und abends. Nim alltag ein wenig in
ein kleines pfandlin und warm es so es kalt ist. Ist es tickh wan man es teil warmen, so all shit wenig laug
darein und und laß es wol in Frieden.
Ein huot(?) voll Salbei gehackt und ein Grünkraut, roh wie es am Stock wächst. Eine handvoll
klein Musmehl(?), und eine handvoll Leinsamen in eine gute Hauptlauge (Lauge, mit der man den Kopf wäscht?), tue
es in eine Pfanne, mische es durcheinander und laß es sieden bis ein dickes Mus entsteht, wirf auch
ein wenig Salz hinein, soviel wie man ins Essen schüttet. Hast du ruoten (?) und ein böllen(?) so magst du es
auch dazu hacken und sieden. Wenn es gesotten und warm ist, so streiche es auf die Wunde und binde
es über den Schaden, so warm du es ertragen magst, morgens und abends. Nimm alle Tage ein wenig in ein
kleines Pfännlein und wärme es auf, wenn es kalt ist. Ist es dick geworden, schütte ein wenig Lauge
hinein und und laß es in Ruhe stehen.
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>>so wirt die laugen als ain pluet da mit zwacht euch zwyrent in
der wochen so gewint ier ain lang golt farbs har und ain sehen andlitz.<<
„shaden“ für Verletzung
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>>wasch alle Morgens und Abends den Schaden aus. <<
Übrigends geht es in der Ecke rechts oben auch ums Waschen, morgens und abends.
Ja, es gäbe noch viel zu forschen. 8)
Bei der Schrift und der Schreibweise denke ich auch an eine Zeit um 1600 herum.
Erstmal Grüße
Lins
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- wa213 Offline
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Handschrift Transkription
Vielen Dank, endlich mal was interessantes handschriftliches in meinen Büchern.
Lustig, ich hab auch ein Fragment eines Kräuterbuchs Anfang 17. Jh, dessen handschriftliche Eintragungen vor dem Titel ich recht schnell als Widmung und (uninteressantes) Bibelzitat entschlüsseln konnte, dafür hab ich jetzt eine Bibel mit Kräuterrezept.
Ich würde das Lesen ja gerne lernen, ist das nur Übung und Recherche oder gibt es da Literatur für Anfänger? ich denke da an unterschiedliche Alphabete und bereits übersetzte Schriftstücke zum Einlesen und vergleichen. Da ich gedruckt schon so einiges um 1500 gelesen habe, verstehe ich das Vokabular Gramatik etc einigermaßen, aber Handschriften kann ich einfach nicht lesen, wäre aber ein schönes Hobby.
Lustig, ich hab auch ein Fragment eines Kräuterbuchs Anfang 17. Jh, dessen handschriftliche Eintragungen vor dem Titel ich recht schnell als Widmung und (uninteressantes) Bibelzitat entschlüsseln konnte, dafür hab ich jetzt eine Bibel mit Kräuterrezept.
Ich würde das Lesen ja gerne lernen, ist das nur Übung und Recherche oder gibt es da Literatur für Anfänger? ich denke da an unterschiedliche Alphabete und bereits übersetzte Schriftstücke zum Einlesen und vergleichen. Da ich gedruckt schon so einiges um 1500 gelesen habe, verstehe ich das Vokabular Gramatik etc einigermaßen, aber Handschriften kann ich einfach nicht lesen, wäre aber ein schönes Hobby.
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- lins Offline
- sehr erfahrenes Mitglied
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Handschrift Transkription
Hi wa213,
ich bin heute auf eine Seite gestoßen, die ich irgendwann auch noch ergründen möchte
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von dort aus gibt es Links. Den einen "ad fontes", habe ich mal angeschaut, das ist ein richtiges Lernprogram in Richtung Archivarbeit und Schriften.
[Gäste sehen keine Links]
Auch das hier könnte ganz gut sein, das will ich noch runterladen
[Gäste sehen keine Links]
Bibel und Rezepte, auch Kochrezepte sind irgendwie verwandt und ein weites Feld habe ich heute festgestellt.
Die Vorsatzblätter und die anderen leere Blätter in den Bibeln waren auch oft der einzige Zugriff auf das seltene und teure Papier.
Also bleibt fromm und gesund an Leib und Seele.

Gruß
Lins
ich bin heute auf eine Seite gestoßen, die ich irgendwann auch noch ergründen möchte
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von dort aus gibt es Links. Den einen "ad fontes", habe ich mal angeschaut, das ist ein richtiges Lernprogram in Richtung Archivarbeit und Schriften.
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Auch das hier könnte ganz gut sein, das will ich noch runterladen
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Bibel und Rezepte, auch Kochrezepte sind irgendwie verwandt und ein weites Feld habe ich heute festgestellt.
Die Vorsatzblätter und die anderen leere Blätter in den Bibeln waren auch oft der einzige Zugriff auf das seltene und teure Papier.
Also bleibt fromm und gesund an Leib und Seele.


Gruß
Lins
- Pikki Mee Offline
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Handschrift Transkription
ja.. sowohl als auch... gibt es...
musst Du nur erstmal festlegen, wann und wo Du anfangen willst... oder was Du an Schriften schon kannst... am einfachsten ist m.E. nach, sich rückzuentwickeln

Also zur Orientierung erstmal z.B. da [Gäste sehen keine Links] ...da geh mal auf >> Kanzlei-Kurrent, 16. Jahrhundert << und schau Dir die Variationen an ..da sind jeweils Alphabete geschrieben
Oder einfach mal im Vergleich [Gäste sehen keine Links]
Jetzt wird es mehr

Noch ein Tipp: besser lesen lernt man, wenn man die verschiedenen Schriften auch schreibt... Kalligraphie muss es nicht gleich werden, aber helfen tut es ungemein
Dann brauchst Du noch Wörterbücher z.B. [Gäste sehen keine Links]
... den kulturgüterLink hatte @lins schon

*Pikki*
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- lins Offline
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Handschrift Transkription
Servus zusammen,
hier ist der Mittelteil, zwei Heilmittel gegen die Pest.
Beim zweiten findet sich auch die Verbindung von körperlichem und geistigem Heilmittel.
Hier wird die Bibel das allumfassende „Heil“mittel.
Original:
>>Fur die pestilentz, nim ein new gebrit eÿ und ein lebendigen Schwevel
als vil als man in ein eÿ salz thuot und rier es und einand und trinckh es uß
und deckh dch (dich?) warm zu dsz du daruff schwitzest.
Fur pestilentz, nim 3 lorbaum und deinen-harm drinckh es fruoah am morgens
und abends mit einand uß in dann nams Gottes Vaters und sohnes und heiligs
Geistes. (Zeichen für die Anweisung, dabei das Kreuz zu schlagen?) Die Lorbers schuitz und der Harm. <<
Neu:
>>Für die Pestilenz, nimm ein frisch gebrühtes Ei und lebendigen Schwefel
so viel wie man an ein Ei Salz täte und rühre es untereinander und trinke es aus
und decke dich warm zu, damit du davon schwitzt.
Für die Pestilenz, nimm 3 lorbeer und deinen-Harn, trink es früh morgens
und abends miteinander aus und dann sprich: Im Namen Gottvaters und des Sohnes und des heiligen
Geistes. (Kreuzzeichen?) Die Lorbeeren sollen schützen und der Harn. <<
„Harm“ >>Harm, m. urina, eine nebenform zu harn (s. d.) <<
[Gäste sehen keine Links]
Grüße
Lins
hier ist der Mittelteil, zwei Heilmittel gegen die Pest.
Beim zweiten findet sich auch die Verbindung von körperlichem und geistigem Heilmittel.
Hier wird die Bibel das allumfassende „Heil“mittel.
Original:
>>Fur die pestilentz, nim ein new gebrit eÿ und ein lebendigen Schwevel
als vil als man in ein eÿ salz thuot und rier es und einand und trinckh es uß
und deckh dch (dich?) warm zu dsz du daruff schwitzest.
Fur pestilentz, nim 3 lorbaum und deinen-harm drinckh es fruoah am morgens
und abends mit einand uß in dann nams Gottes Vaters und sohnes und heiligs
Geistes. (Zeichen für die Anweisung, dabei das Kreuz zu schlagen?) Die Lorbers schuitz und der Harm. <<
Neu:
>>Für die Pestilenz, nimm ein frisch gebrühtes Ei und lebendigen Schwefel
so viel wie man an ein Ei Salz täte und rühre es untereinander und trinke es aus
und decke dich warm zu, damit du davon schwitzt.
Für die Pestilenz, nimm 3 lorbeer und deinen-Harn, trink es früh morgens
und abends miteinander aus und dann sprich: Im Namen Gottvaters und des Sohnes und des heiligen
Geistes. (Kreuzzeichen?) Die Lorbeeren sollen schützen und der Harn. <<
„Harm“ >>Harm, m. urina, eine nebenform zu harn (s. d.) <<
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Grüße
Lins
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- wa213 Offline
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- Registriert:Dienstag 17. Juli 2012, 16:25
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Wahnsinn, danke.
Jetzt haben wir die Pest und noch dazu eine grausliche Urin Therapie. Mehr kann man sich von einer (nach-)mittelalterlichen Handschrift gar nicht erhoffen.
Ich kann's gar nicht erwarten die Pest zu bekommen und das Rezept auszuprobieren, vielleicht verstecken sich im Buch ja noch ein paar Erreger
Sogar wiki kennt die Behandlung der Pest mit Urin [Gäste sehen keine Links]
Jetzt haben wir die Pest und noch dazu eine grausliche Urin Therapie. Mehr kann man sich von einer (nach-)mittelalterlichen Handschrift gar nicht erhoffen.
Ich kann's gar nicht erwarten die Pest zu bekommen und das Rezept auszuprobieren, vielleicht verstecken sich im Buch ja noch ein paar Erreger

Sogar wiki kennt die Behandlung der Pest mit Urin [Gäste sehen keine Links]

- reas Offline
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- Registriert:Montag 21. Oktober 2013, 22:54
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Handschrift Transkription
Hallo
das ist ja total interessant, habe mir gestern nach der Arbeit den Text ausgedruckt und im Netz nach der Handschrift gesucht, der Recherche nach dürfte es 16 Jh. sein...voller Euphorie wollte ich versuchen dies zu übersetzen und dann war @lins so was von schnell...alle Achtung 8)
das ist ja total interessant, habe mir gestern nach der Arbeit den Text ausgedruckt und im Netz nach der Handschrift gesucht, der Recherche nach dürfte es 16 Jh. sein...voller Euphorie wollte ich versuchen dies zu übersetzen und dann war @lins so was von schnell...alle Achtung 8)
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