Nun ja - ich habe vorher die Photos meinem alten Herren gezeigt - der ist Schreinermeister seit den 1950er Jahren und war lange im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer und Innung. Er versteht ein wenig von alten Möbeln, zumal er als prostantischer Schreiner schon in den 1960er Jahren für den katholischen Bischof von Rottenburg-Stuttgart Restaurierungen durchführen durfte.
Gerade die Beschläge (Bänder) sprechen für eine spätere Entstehungszeit. Auch das Schloss und der Schlüssel sprechen für die 1960er Jahre.
Sicher, das Möbel hat viel Handarbeit intus - das war mal recht teuer und wurde mit einem hohen Preis im Handel angeboten. Ob jetzt alles handgeschnitzt ist kann ich allein aufgrund der Photos nicht sagen - ich gehe von einer händischen Überarbeitung einer maschinell vorgefertigten Schnitzarbeit aus. Und schon damals konnte mit so einer schlauen Arbeitsteilung das Sigel "Handarbeit" weiterhin mit dem Möbel verbunden bleiben.
Eine genaue In-Augen-Schein-Nahme vor Ort ist bei solchen Sachen nötig - ich kann nur aufgrund von Photos mein Wissen darstellen. Der verwendete Leim (auf Abseiten gut sichtbar), die Art des Aufbaues und zahlreiche Feinheiten können die Entstehungszeit bestätigen oder verneinen.
Originale Möbel aus der Zeit wurden in den 1960er/70er Jahren für locker fünfstellige DM Beträge gehandelt. Möbel mit Schnitzereien waren damals recht begehrt und so dauerte es nur kurze Zeit bis die ersten Kopien angefertigt worden sind.... Und der Markt hat dass damals sehr offen-gerne aufgenommen.
Für ein echt altes Stück fehlen mir Gebrauchsspuren wie Kratzer, Abschürfungen, unterschiedliche Farben in der Oberfläche - die gebeizten Flächen sind viel zu ebenmässig und das schaut so nach Rustikal Beize aus... Vergleiche auch
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Auf alle Fälle ein interessantes Möbelstück - wäre das in Nussbaum gefertigt würde ich auch die neuzeitliche Kopierung hinnehmen und das Möbel kaufen.
