ich gehe nahezu jedes Wochenende (und manchmal auch am Donnerstag) auf einen oder auch mehrere Flohmärkte. Bin bei den Profihändlern durchaus gut bekannt und gebe manchmal recht viel Geld dort aus. Halt je nach Angebotslage und Preisvorstellungen der Verkäufer.
In der letzten Zeit häuften sich mögliche Preistreiberei durch Bekannte, Freunde oder Verwandte vom Anbieter.
Letzten Sonnabend habe ich mich für eine nette Kamera (analog, Leitz, Vorkrieg, wohl defekt weil verharzte Mechanik) interessiert. Die Verkäuferin hatte so gut wie gar keine Ahnung, sie präsentierte einen Preis von EUR 85 für das Konvolut (mit drei Objektiven, schrundiges Transportgehäuse aus Leder und ein paar Kleinteilen) - wir verhandelten ob der Kamera - da mischte sich ihre Standnachbarin ein und die meinte dann rotzfrech das es sich bei der Leitz Kamera doch um eine Leica handeln würde und sie diese Kamera für mindestens 500 Euro kaufen würde

Dann entstand eine langwierige Diskussion unter Beteiligung der Nachbarin die felsenfest davon überzeugt war das eine uralte Leitz Kamera in technisch fragwürdigem Zustand (starke Gebrauchsspuren sichtbar, Filmtransport fest, stark verschmutzt und Ausblühungen am Vulcanit und Metallteilen) mindestens den von ihr festgesetzten Betrag wert sei.
Es war nahezu unmöglich die Dame von den technischen Gebrechen der Kamera zu überzeugen - sie hat dann mit ihrem SmartPhone noch Preisinformationen aus dem Internet besorgt - natürlich nur bestens erhaltene Kameras die oft genug schon aufwändig bei Leica in Wetzlar überarbeitet worden sind - es kam zu keinem Kauf und die Diskussion war so unerfreulich - mich ärgert es gewaltig dass eine am Verkauf nicht beteiligte Person sich ungefragt in die Verkaufsverhandlungen eingemischt hat



Ist es jetzt üblich geworden dass Leute die sich nicht im Vorfeld über den Wert ihrer Waren informieren (die Verkäuferin wußte ja nicht mal um welches Modell einer Schraubleica es sich handelt...) von unbeteiligten Person mehr oder minder pseudohilfreiche Hinweise bekommen? Und damit die Verkaufsverhandlungen für den Interessenten torpedieren?
Ich habe dann noch ein Pauschalangebot für das Konvolut über EUR 200 abgegeben - aber da gab es gar keine Möglichkeit mehr mit der Dame in normale Verkaufsverhandlungen zu treten.
Auf Nachfrage in meinem Stammfotoladen wurde mir versichert dass so ein unbekannter Zustand nicht mal 150 Euro wert sei - der Inhaber hätte maximal 100 Euro für das Konvolut geboten. Und bei der Aufarbeitung locker einen satt dreistelligen Betrag in die Mechanik der Kamera investiert.
Meine letzte Überholung einer 1936er Leitz Kamera (De Luxe Serie für die Oylmpiade) hat knapp 1300 Euro allein für die mechanischen Arbeiten verschlungen. Und ich kann damit wieder fotographieren - aber das ist eine reine Liebhaberei und keinesfalls für den Alltag nutzbar. Plus jedes Objektiv mußte auch noch mechanisch überholt werden, stellenweise bröselten die innere Lackierung ab und die eine oder andere Linse war durch Pilzbefall unbrauchbar geworden.
Mich ärgert es noch immer dass die Nachbarin sich ungefragt in die Verkaufsverhandlungen eingemischt hat - ich finde das absolut ungehörig und hätte der Dame am liebsten einige kräftige Schimpfworte entgegnet

So ähnliche Reaktionen konnte ich im Lauf der diesjährigen Flohmarktsaison schon mehrfach beobachten - oft genug nur wegen ein paar wenigen Euros oder über den Zustand der Verkaufsware.
Sind die Menschen jetzt so komisch geworden und gönnen niemandem mehr ein kleines Schnäppchen ?
